08. Oktober 2003 | Pressemitteilung

James W. Vaupel in Science: Mortalität ist stark formbar

"Es ist nie zu spät" für einen Menschen, um seine Chancen für ein langes Leben zu verbessern, stellt James W. Vaupel in einem "Perspective"-Artikel der Science-Ausgabe vom 19. September fest. Der Artikel, gemeinsam verfasst mit James Carey und Kaare Christensen, nimmt Bezug auf Resultate neuer Forschungen an Fruchtfliegen, die in derselben Ausgabe des Magazines von Mair, Goymer, Pletcher und Partridge publiziert werden. Scott Pletcher war früher wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für demografische Forschung, und Linda Partridge gehört dem Fachbeirat des Institutes an.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass eine strikte Niedrig-Kalorie-Diät die Lebensspanne verlängern kann. Jedoch zeigen die jüngsten Befunde, dass es unbedeutend scheint, wann die Diät anfängt. Bei Fruchtfliegen setzt der lebensverlängernde Effekt unmittelbar mit der Diät ein, dauert so lange wie diese anhält und geht verloren, sobald die Diät endet. Das hat eine demografische Analyse von Mair et al. an 7492 Fruchtfliegen gezeigt. Die Forscher haben entdeckt, dass der schützende Effekt einer Nahrungsreduktion innerhalb 48 Stunden sichtbar wird, egal ob die Diät in einem frühen oder späten Lebensalter beginnt.

James Vaupel schreibt, dass die Resultate von Mair et al. nicht nur im Kontext der Forschung zur Nahrungsreduktion bedeutend sind, sondern auch aus der weiteren Perspektive dessen, was Langlebigkeit determiniert. Demografen haben dargelegt, dass altersspezifische Mortalitätsraten beim Menschen stark beeinflusst werden durch gegenwärtige Lebensbedingungen und Verhalten. Mortalität ist - selbst in einem hohen Alter - sehr formbar. Vaupel führt die Wiedervereinigung Deutschlands als markantes Beispiel dafür an, wie Veränderungen in den aktuellen Lebensumständen die Sterblichkeitsraten des Menschen sogar noch im fortgeschrittenen Lebensalter verändern können.

Er nennt als Leitfragen für die weitere Mortalitätsforschung unter anderem: Welche genetischen Mechanismen und physiologischen Prozesse bestimmen die Plastizität des Alterns? Warum hat die Evolution dies begünstigt? Weitere Forschung ist auch deshalb notwendig, da die Ergebnisse aus Studien mit Fruchtfliegen nicht direkt auf die Mortalität des Menschen und andere Säugetiere übertragbar sind. Wichtig sind vor allem eine Wiederholung und Weiterentwicklung der Experimente von Mair et al. mit Mäusen, den üblichen Versuchstieren für Studien zur Nahrungsreduktion.

Über das MPIDR

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

Original-Publikation

Vaupel, J. W., J. R. Carey and K. Christensen: It's never too late.
Science 301(2003)5640, 1679-1681. DOI:10.1126/science.1090529

Themen-verwandte Publikation

Scholz, R. D. and H. Maier: German unification and the plasticity of mortality at older ages. MPIDR Working Paper WP 2003-31.

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