31. März 2003 | Pressemitteilung

Zahlen, Daten und Fakten aus dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR), Rostock, hat sein neues Domizil auf dem Gelände der ehemaligen Neptunwerft bezogen. Am 31. März findet die offizielle Eröffnung des Institutsneubaus statt. Das Institut führt Grundlagenforschung durch und arbeitet frei von Aufträgen.

Interdisziplinäre und internationale Forschung. Das MPIDR nahm seine Tätigkeit im Oktober 1996 auf. Seitdem arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland am MPIDR Rostock. Sie kommen aus über 20 Ländern, unter anderem aus Deutschland, Russland, den USA, aus China, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Japan und Skandinavien. Die Arbeit ist interdisziplinär angelegt. Demografen, Mathematiker, Statistiker, Soziologen, Ökonomen, Biologen, Anthropologen, Mediziner, Psychologen, Politikwissenschaftler und Geografen forschen gemeinsam.

Zur Zeit bestehen am Institut zwei wissenschaftliche Abteilungen. Das Forschungsprogramm "Altern und Langlebigkeit" leitet Prof. Dr. James W. Vaupel, und Leiter des Programmes "Fertilität und Familiendynamik" ist Prof. Dr. Jan M. Hoem. Insgesamt arbeiten im Haus etwa 120 Personen. Als Wissenschaftler sind 17 Männer und neun Frauen tätig. 39 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wirken in den Bereichen Forschungsunterstützung, Bibliothek, Technik und Verwaltung. Außerdem sind hier derzeit 16 Doktoranden tätig, davon neun aus dem Ausland, und sechs Postdoktoranden, davon fünf aus dem Ausland.

Zudem verbringen zahlreiche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt Gastaufenthalte am Institut. Sie arbeiten an Forschungsprojekten oder kommen zu Gastvorträgen innerhalb des vom MPIDR initiierten Rostocker Demografischen Kolloquiums. Schließlich beschäftigt das Institut eine Reihe studentischer Hilfskräfte der Universität; ein Teil von ihnen wird auch bei ihren Magister- und Diplomarbeiten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts betreut.

International Max Planck Research School for Demography. Das MPIDR hat in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock und weiteren europäischen Universitäten und Forschungseinrichtungen eine Kooperation von Wissenschaftlern aufgebaut, die gemeinsam eine breite Palette von Fortgeschrittenen-Kursen unter wissenschaftlicher Betreuung anbieten, die kein einzelnes Institut leisten könnte. Unter dem Dach der Research School wird Doktoranden aus dem In- und Ausland die Möglichkeit geboten, sich unter exzellenten Forschungs- und Lernbedingungen auf die Promotion vorzubereiten. Im Wintersemester 2002/03 waren 20 externe Doktoranden aus zehn Ländern an der Research School des Instituts eingeschrieben.

Das neue Gebäude. In dem neuen Institutsgebäude werden künftig bis zu 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer Hauptnutzfläche von 3.000 Quadratmetern Arbeitsmöglichkeiten haben. Hier sind auch zwei hauseigene Labore für biodemografische Forschung und die Bibliothek untergebracht. Das Gebäude ist großzügig und hell angelegt. Es besteht aus zwei viergeschossigen Bauteilen, die parallel zueinander stehen und durch einen lichtdurchfluteten Mitteltrakt miteinander verbunden sind, in dem sich die Haupttreppe und fünf Seminarräume befinden. Das Auditorium im Erdgeschoss bietet etwa 120 Personen Platz.

Der Kopenhagener Architekt Henning Larsen, der 1996 einen Wettbewerb für den Institutsbau gewann, hat den Neubau entworfen, geplant und ausgeführt. Die Projektleitung lag bei AS-Plan, Kaiserslautern/Potsdam. Rund 90 Prozent der Bauausführung übernahmen regionale Firmen. Die Gesamtbaukosten betrugen etwas mehr als elf Millionen Euro. Daran beteiligte sich die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern mit rund 1,5 Millionen Euro.

Demografie in Deutschland. Die Demografie begegnete in Deutschland nach 1945 vielen Vorbehalten, da sich einige deutsche Demografen in der Zeit des Nationalsozialismus an dessen Bevölkerungspolitik beteiligt hatten. Das Fach wurde daher an deutschen Universitäten bislang nur sehr eingeschränkt gelehrt. Lehrstühle für Demografie sind bis heute Ausnahmen, und nur eine geringe Anzahl von Instituten kann kontinuierlich demografische Forschung betreiben. Dazu gehören das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden, das Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik, Bielefeld, sowie der Lehrstuhl für Bevölkerungswissenschaft an der Humboldt-Universität, Berlin.

Kooperation mit der Universität Rostock. Gleichzeitig mit der Gründung des MPIDR wurden zwei demografisch ausgerichtete Lehrstühle sowie ein Studiengang für Demografie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock eingerichtet. Dafür sind beide Direktoren des Instituts Honorarprofessoren an der Fakultät. Darüber hinaus ist einer der Forschungsgruppenleiter, Prof. Dr. Anatoli Yashin, Honorarprofessor am Fachbereich Mathematik der Universität Rostock. Das MPIDR plant einen Forschungsschwerpunkt zu gesellschaftlichen Herausforderungen neuerer demografischer Entwicklungen zu gründen (Rostock Center for the Study of the Consequences of Demographic Change), wobei eine Zusammenarbeit mit der Universität angestrebt ist.

Forschungsschwerpunkte am MPIDR

"Altern und Langlebigkeit". Dieses Forschungsprogramm widmet sich der Erforschung jener Faktoren, die Altern, Langlebigkeit und Sterblichkeit bestimmen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung der Mortalität im hohen Alter, da die medizinischen und ökonomischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte Todesfälle weitgehend auf das fortgeschrittene Alter verschoben haben. Vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung und einer zunehmenden Zahl älterer Menschen richtet sich das Interesse darauf, allgemeine Trends wie auch Unterschiede von Alterungsprozessen und Entwicklungen von Langlebigkeit und Mortalität in verschiedenen Ländern zu erfassen. Untersucht wird, welche sozialen und biologischen Faktoren einen Einfluss auf Langlebigkeit haben und wie diese durch spezifische Bedingungen in den einzelnen Ländern geprägt werden.

Wer zukünftige Entwicklungen der Mortalität und sich daraus ergebende demografische Herausforderungen abschätzen möchte, muss seinen Blick auch in die Vergangenheit richten. Daher werden Methoden der Altersbestimmung, welche sich vor allem auf archäologische Funde stützen, verfeinert, um genaueren Aufschluss über die Lebenserwartung in früheren Gesellschaften und Kulturen zu erhalten.

Derzeit erforscht eine Gruppe von Anthropologen, Biologen und Demografen eine Methode zur Altersbestimmung anhand von Jahresringen im Zahnzement. Dabei wird unter anderem der Annahme nachgegangen, dass die Qualität der Ablagerungen im Zahnzement Aufschluss über Stresssituationen und -perioden der Menschen früherer Gesellschaften und Kulturen geben kann.

"Fertilität, Familiendynamik und Bevölkerungsentwicklungen". In diesem Forschungsprogramm werden Geburten- und Familienentwicklungen im heutigen Europa untersucht. Ausgangspunkt ist dabei, dass in allen hochentwickelten Gesellschaften - besonders ausgeprägt in Europa - die Geburtenraten sinken und neue Familienformen, wie nichteheliche Lebensgemeinschaften, Einelternfamilien und Stieffamilien, immer häufiger werden. Obwohl es ausgeprägte regionale Unterschiede im Fertilitäts- und Familienverhalten in Europa, zum Beispiel zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen Süd- und Norditalien, zwischen den skandinavischen Ländern sowie zwischen nord-, zentral-, süd- und osteuropäischen Ländern gibt, zeigen sich auch allgemeine Trends. Es ist das Ziel der Forscher in diesem Programm, Ausprägungen und Abläufe solcher Entwicklungen sowie die dafür ausschlaggebenden Faktoren interdisziplinär zu untersuchen und zu erklären.

Aus demografischer, ökonomischer, soziologischer, politikwissenschaftlicher und geschlechts-spezifischer Perspektive wird zu bestimmen versucht, wie bedeutsam soziale, ökonomische, kulturelle und wohlfahrtsstaatliche Einflüsse für sich und im jeweiligen Zusammenspiel miteinander sind und wie sich Wertvorstellungen und Wertewandel auf Familien- und Geburtenverhalten auswirken.

Zur Zeit stehen folgende Themen im Fokus:
(1) Parallelität demografischer Prozesse im Lebensverlauf, (2) Zusammenhänge zwischen institutionellen und politischen Rahmenbedingungen auf der einen Seite und generativem Verhalten auf der anderen, sowie (3) Einfluss individueller sozialer Kontexte auf Fertilität und Familiendynamik. Hinzu kommt (4) eine unabhängige wissenschaftliche Nachwuchsgruppe "Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt", die Auswirkungen von Veränderungen demografischer Prozesse und Strukturen auf ökonomische und umweltrelevante Gegebenheiten analysiert.

Max-Planck-Gesellschaft. In den Max-Planck-Instituten betreiben führende Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler Grundlagenforschung in den Natur-, Bio-, Sozial- und Geisteswissen-schaften. Die Max-Planck-Gesellschaft, die Trägerin von etwa 80 Instituten, Forschungsstellen, Laboratorien und Arbeitsgruppen ist, fördert neue Forschungsrichtungen und will damit die Arbeit der Universitäten ergänzen.

Die Gesellschaft wird zu etwa 95 Prozent aus öffentlichen Mitteln von Bund und Ländern finanziert. Die restlichen fünf Prozent kommen von Mitgliedsbeiträgen, Spenden und eigenen Erträgen. Alle Forschungsergebnisse werden veröffentlicht und sind frei zugänglich.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.demogr.mpg.de und www.mpg.de.

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