04. März 2022 | News | Neue Veröffentlichung
Wie nutzt man Online-Genealogien für historische Demografie?
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In ihrem in PNAS veröffentlichten Beitrag analysieren Robert Stelter und Diego Alburez-Gutierrez die Fallstricke und Möglichkeiten, Daten aus Online-Genealogien zu verwenden, um langfristige demografische Prozesse zu untersuchen.
„Wir zeigen, dass Daten aus Online-Genealogien verzerrt sind. Das darf nicht ignoriert werden, sonst kann es zu irreführenden Ergebnissen kommen. In unserer Studie haben wir uns auf die Dynamik der Lebensspanne konzentriert, aber das gilt auch für andere demografische Prozesse“, sagt Diego Alburez-Gutierrez, Forscher am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR). Ein neu in PNAS veröffentlichter Beitrag mit Robert Stelter von der Universität Basel weist auf diese Verzerrungen hin und skizziert die nötigen Maßnahmen, um aussagekräftige Hochrechnungen aus Online-Genealogien abzuleiten.
Sind Online-Genealogien repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung?
Die beiden Forscher untersuchen, ob die Dynamik der Lebensspanne von Männern, deren Daten in FamiLinx hinterlegt sind – einer populären genealogischen Datenbank – die der allgemeinen Bevölkerung widerspiegelt. Oder ob sie eher nur den Werten für elitäre Teile der Bevölkerung im Deutschen Reich und in den Niederlanden entspricht.
Sie zeigen, dass die Dauer und Ungleichheit der Lebensspanne für Männer, die zwischen 1500 und 1910 gelebt haben, nicht mit der der Allgemeinbevölkerung übereinstimmt. Die Daten zeigen eher die Lebensspanne von Gelehrten, einer besonderen Elite, für die aussagekräftige historische Daten zum Abgleich verfügbar sind.
Originalpublikation
Stelter, R., Alburez-Gutierrez, D.: Representativeness is crucial for inferring demographic processes from online genealogies: evidence from lifespan dynamics. PNAS (2022). DOI: 10.1073/pnas.2120455119
Autoren und Institutionen
Robert Stelter, Universität Basel; Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock
Diego Alburez-Gutierrez, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock