12. Mai 2015 | News

Die Rolle der Kommunikation im demografischen Wandel

Auf der diesjährigen Tagung der Population Association of America ist der MPIDR-Forscher Sebastian Klüsener mit einem Preis für sein Poster ausgezeichnet worden. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, warum demografischer Wandel zeitlich und räumlich in verschiedenen sozialen Gruppen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auftritt.

Gemeinsam mit seinen Koautoren Francesco Scalone von der Universität Bologna (Italien) und Martin Dribe von der Universität Lund (Schweden) untersuchte er, inwieweit der Austausch von Ideen und Informationen zwischen Personen zu den räumlichen, zeitlichen und sozialen Unterschieden in demografischen Wandlungsprozessen beitragen kann. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Rolle von Kommunikationsprozessen etwa bei der Entwicklung von Geburtenraten eine größere Rolle spielt, als gemeinhin angenommen wird.

Für ihr Forschungsprojekt benötigten die Wissenschaftler detaillierte Informationen über existierende Kommunikationsbeziehungen zwischen Personen und Orten, die aus Datenschutzgründen für aktuell lebende Bevölkerungen nur begrenzt verfügbar sind. Daher wurden für die Untersuchungen Daten zum Geburtenrückgang in Schweden im späten 19. Jahrhundert ausgewertet. Die Forscher konnten aufzeigen, dass die Oberschicht über deutlich mehr soziale Kontakte über weite räumliche Distanzen verfügt, als andere Bevölkerungsgruppen wie etwa Arbeiter und Landwirte. Dies gilt insbesondere für Verbindungen zu großen Städten, die frühe Zentren des Geburtenrückgangs waren. Um den Einfluss dieser Kommunikationsverbindungen auf räumliche und soziale Unterschiede in der Geschwindigkeit des Geburtenrückgangs zu messen, verwendeten die Forscher agentenbasierte Simulationsmodelle.

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass viele zentrale Merkmale des schwedischen Geburtenrückgangs das Resultat von Kommunikationsprozessen sein können. Dies umfasst etwa, dass die Oberschicht und große Städte den Geburtenrückgang früher verzeichneten als etwa Landwirte und abgelegene Regionen.

„Unsere Forschungsergebnisse sind für eine Reihe von aktuellen gesellschaftlichen Fragen relevant,“ sagt MPIDR-Forscher Sebastian Klüsener. Dies gilt etwa für die Frage, ob in niedrig entwickelten Ländern mit hohen Geburtenraten eine Reduzierung der Geburten auch ohne starke ökonomische Entwicklung möglich wäre. Durch Kommunikationsprozesse, welche Informationen zu Vor- und Nachteilen einer verringerten Geburtenzahl und über Verhütungsmethoden verbreiten, scheint dies tatsächlich erreichbar zu sein. Die Ergebnisse zu der Rolle des Austauschs von Ideen und Informationen für demografische Wandlungsprozesse sind aber auch für hoch entwickelte Länder relevant. So kann etwa der Einfluss von politischen Maßnahmen und anderen gesellschaftlichen Wandlungsprozessen auf Veränderungen im Geburtenverhalten durch Informationsaustausch zwischen Personen deutlich verstärkt werden. „In diese Richtung besteht noch erheblicher Forschungsbedarf,“ so Klüsener.

Could the Fertility Transition just be a Communication Process? (PDF-Datei, 1 MB)
Sebastian Klüsener, MPIDR; Francesco Scalone, University of Bologna; Martin Dribe, Lund University


 

Kontakt

Leiterin des Arbeitsbereichs Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen

Silvia Leek

E-Mail

+49 381 2081-143

Redakteurin Wissenschaftskommunikation

Silke Schulz

E-Mail

+49 381 2081-153

Was nun?

Zur Startseite

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.