31. März 2003 | Pressemitteilung

Kunst am Bau

Zur feierlichen Eröffnung des neuen Gebäudes des Max-Planck-Institutes für demografische Forschung am 31. März 2003 in der Konrad-Zuse-Straße 1 in Rostock kommt auch die Kunst nicht zu kurz: Werke von vier Künstlern, die aus einem Einladungswettbewerb hervorgegangen sind, werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Thematisch standen die Stationen des Menschen in seinem Lebenslauf im Mittelpunkt des Wettbewerbs: Geburt, Verlassen des Elternhauses, Heirat, Migration, Rentenalter beziehungsweise Krankheit/Behinderung durch Alter und schließlich Tod. Damit soll Kunst die Arbeitsgebiete der Wissenschaftler am Rostocker Max-Planck-Institut reflektieren.

Gerd Frick I: Freie Malerei

Das neue Institutsgebäude ist großzügig und hell angelegt. Es besteht aus zwei viergeschossigen Bauteilen, die parallel zueinander stehen und durch einen Mitteltrakt miteinander verbunden sind. Die freie Malerei von Gerd Frick, die mit dem ersten Preis prämiert wurde, ist im lichtdurchfluteten Innenraum an den Schnittstellen des Verbindungstraktes mit den Seitenbauteilen zu sehen. Die dreiteilige Bildfläche beginnt im ersten Obergeschoss und endet in der dritten Etage unter der Glasabdeckung. Die Farbgrafiken (Aquatinta) sind jeweils 1,80 x 2,50 Meter groß und zwischen zwei Piacryl-Scheiben mit Aluminium-Rahmen eingesetzt.

Durch die spezifische Art der grafischen Technik entstanden im Einklang mit der Architektur sechs Blätter in der Spannbreite höchster Abstraktion mit realistischen Details. Die logische Abfolge der Bilder, resultierend aus funktionalen Gegebenheiten im Institutsaufbau, und die thematisch bedingte Grundfarbigkeit ergeben ätherische Konstellationen von besonderem Reiz. So stehen sich im dritten Obergeschoss die dunkelste Bildtafel (Tod) und die hellste Bildtafel (Geburt) und im darunterliegenden Geschoss die aktivste Bildtafel (Verlassen des Elternhauses) und die stillste Bildtafel (Rentenalter) gegenüber. Komplettiert wird das Thema durch die Gegenüberstellung der Motive Heirat und Migration.

Gerd Frick II

  • 1948             in Schwerin geboren
  • 1954 - 1964   Schulbesuch
  • 1964 - 1966   Handwerkslehre Maler
  • 1964 - 1969   Studium an der Fachhochschule für angewandte Kunst Heiligendamm
  • 1969 - 1976   Arbeit als Ausstattungsleiter und Farbgestalter
  • 1976 - 1981   Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei
                         Hans Vent, Dieter Goltzsche und Heinrich Tessmersince
  • 1981              freiberuflicher Maler und Grafiker in Neubrandenburg
  • 1993              Arbeitsstipendium in Glasgow, Schottland
  • 1995              Kunststipendium der Stadt Neubrandenburg
  • 1996              Beteiligung am Projekt Euromiljo 96 Gladsaxe, Dänemark
  • 1998              Landesstipendium Mecklenburg-Vorpommern

Ein Baumeister

Dr. Werner Stockfisch über den Maler und Grafiker Gerd Frick (1998)
"... Indem er seiner Phantasie eine Form verleiht, eine eigene Bildordnung herstellt, entsteht ein Modell menschlichen Verhaltens zur Wirklichkeit. Er verwandelt sie. Er erfindet sie neu. Der Künstler verhält sich gegenüber der Wirklichkeit frei, jedoch nicht von ihr gelöst. Frick empfängt vor Natur und Kultur, die ihn umgibt und die er aufsucht, starke Eindrücke, aber er zeichnet sie nicht ab. Das Bild entsteht im Atelier. Hier ist seine Werkstatt, in der die Vermittlung zwischen dem Gewollten und der Form stattfindet … Mit seinem Schaffen steht Gerd Frick in einer Tradition der Moderne, die nun schon klassisch genannt wird. Dies Klassische, also Normsetzende und Weiterwirkende, besteht wesentlich in dem Spannungsverhältnis zwischen Erscheinungsform und Abstraktion ..."

Olafur Eliasson I: Hexagonales Kaleidoskop

Auf der Terrasse des Max-Planck-Instituts zum Warnowufer hin ist ein sechs Meter langes Kaleidoskop von Olafur Eliasson installiert worden. Es trägt den Titel "The Wilhelm Lexis Demographic Observatory" 1 und könnte als Symbol für das Beobachten von Phänomenen aus unterschiedlichen Perspektiven als eine der Aufgaben des Forschers interpretiert werden.

Das hexagonale Kaleidoskop ist aus vier Edelstahl-Segmenten zusammengesetzt. Jedes Element besteht aus 1,5 Millimeter dicken Raymax-Edelstahlplatten, die innen hochverspiegelt sind. Zur Erhöhung der Längsstabilität dienen sechs aufgekantete Einzelbleche. Durch 30 Millimeter breite Montageschlitze zwischen den Segmenten gelangt zusätzlich streifenförmiges Licht in die Konstruktion. An den beiden Enden befindet sich je ein Edelstahlring, an dem das Kaleidoskop um seine vertikale und horizontale Achse gedreht werden kann. Diese Bewegung wird durch eine gedämpfte Aufhängung etwas oberhalb des Schwerpunktes ermöglicht. Die Lagerung des Kaleidoskops ist so konzipiert, dass es nach dem Schwenken automatisch in eine horizontale Lage zurückpendelt.

Olafur Eliasson II

  • 1967 Geburt in Kopenhagen, Dänemark
  • aufgewachsen in Island und Dänemark
  • Studium an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen
  • lebt und arbeitet in Berlin

Visionäre Ereignisse

Jonathan Crary über Olafur Eliasson (1997)
"Eliassons Werk ist exemplarisch für ein Denken, dem es darauf ankommt, das Wahrnehmungsvermögen des Menschen zu erweitern und auszuloten, das diese Erkundung aber unabhängig von allen heutigen technologischen Imperativen betreibt. Worum es heute geht, ist der eigentliche Sinn des Begriffs des ,Visionären' und des Schöpferischen. … Der springende Punkt bei diesem Schaffen ist jedoch der, dass diese Elemente nur Teile eines übergreifenden apparativen Konstrukts sind. Das heißt, seine Arbeiten lassen sich nicht unter dem Gesichtspunkt einer Unterscheidung zwischen einer Biosphäre auf der einen und einer apparativen Sphäre auf der anderen Seite verstehen. Vielmehr ist jede Dualität von Natur und Kultur aufgehoben innerhalb eines Einheitsfeldes, in dem Apparat und Organismus nicht voneinander zu trennen sind."

Sonia Brandes: Scherenschnitt

Das Thema Alter greift die dänische Künstlerin Sonia Brandes in ihrem Werk "Ydun and the Apples" auf. Sie illustriert damit eine Episode aus der nordischen Mythologie: Ydun ist die Göttin, die wundersame Äpfel ihr Eigentum nennt. Wer von diesen Äpfeln isst, dem werden ewiges Leben und Jugend beschieden.
Die Künstlerin nutzt für ihre Werke eine alte Volkskunst, den Scherenschnitt.

Sonia Brandes wurde 1946 in Ærø, Dänemark, geboren. Die Autodidaktin arbeitet als Buchillustratorin. Zu ihren Werken gehören aber auch Plakate und freie Arbeiten, die in internationalen Ausstellungen zu sehen sind oder waren.

Helle Baslund: Wandteppiche

Mit Helle Baslund hat eine weitere dänische Künstlerin Werke zum neuen Ambiente des MPIDR beigesteuert. Von ihr sind zwei Wandteppiche mit ornamentalen Mustern (ohne Titel) zu sehen. Helle Baslund, Jahrgang 1955, studierte von 1980 bis 1986 an der Jütländischen Kunstakademie in Århus. Sie erhielt mehrere Stipendien und Preise, darunter den dänischen Kunsthandwerkspreis in Silber.

 


1Zu Wilhelm Lexis (1837 bis 1914): Der Göttinger Nationalökonom Wilhelm Lexis prägte die Entwicklung der Statistik in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich. Er studierte Stabilität und Homogenität von Beobachtungsreihen bei Massenerscheinungen. An ihn erinnert der lexis'sche Dispersionskoeffizient.


 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.demogr.mpg.de und www.mpg.de.

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