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Forschungsfeld

Genetische Faktoren

Schlechte Gesundheit und soziale Benachteiligung treten in Familien gehäuft auf. Die kausalen Prozesse, die dieser Häufung zugrunde liegen, sind jedoch unklar. Sie können mit der genetischen Ähnlichkeit zwischen den Familienmitgliedern, mit gemeinsamen Umwelteinflüssen (sowohl in der Familie als auch in der weiteren Umgebung) oder mit einem komplexen Zusammenspiel dieser Faktoren zusammenhängen. Der Vergleich der Ähnlichkeit zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen wird in der Verhaltensgenetik häufig zur Beantwortung dieser Fragen herangezogen, jedoch weniger in der Forschung über soziale Ungleichheiten im Gesundheitsbereich. Gründe dafür können die Datenverfügbarkeit, disziplinäre Grenzen oder die Tatsache sein, dass Zwillingsstudien auf einer Reihe von Annahmen beruhen, die z. B. die Bedeutung gemeinsamer Umwelten unterschätzen können.


In jüngster Zeit haben jedoch polygene Scores (PGS) eine beträchtliche Erklärungskraft für Krankheitsfolgen (z. B. koronare Herzkrankheit) und soziale Merkmale (z. B. Bildung) erlangt. PGS sind lineare Kombinationen signifikanter Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNP), die in einer unabhängigen genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) mit einer Krankheit oder einem sozialen Merkmal assoziiert wurden und aus der bisherigen Literatur abgeleitet werden. Die PGS liefert somit ein Maß für die bekannte genetische Belastung für einen bestimmten Phänotyp. Die Anwendung von Methoden, die PGS nutzen, wie z. B. die direkte Adjustierung für genetische Einflüsse und Mendelsche Randomisierungsanalysen, in Studien zur sozialen Ungleichheit im Gesundheitsbereich steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Diese Ansätze bieten neue Möglichkeiten, einen Teil der Selektionsverzerrungen zu überwinden, die in traditionellen Beobachtungsstudien auftreten. Darüber hinaus können sie das Verständnis der Mechanismen, durch die Genotypen Phänotypen beeinflussen, verbessern und neue Möglichkeiten für die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt eröffnen. Angesichts der Unklarheiten darüber, wie sich genetische Unterschiede manifestieren, sind diese Analysen sehr gefragt, da sie dazu beitragen, die Kluft zwischen den Sozialwissenschaften und der Genetik zu überbrücken.


Wir beziehen natürliche Experimente, wie z.B. politische Veränderungen, in unsere Forschung ein, um zu untersuchen, wie genetische Faktoren soziale Ungleichheiten im Gesundheitsbereich verursachen. Neben der Triangulation von Kausalnachweisen kann die Verwendung exogener politischer Veränderungen der Umweltbedingungen eine häufige Einschränkung früherer Analysen von Gen-Umwelt-Interaktionen aufheben, nämlich dass die nicht-zufällige Verteilung von Genen in verschiedenen Umwelten zu falschen Interaktionen zwischen ihnen führen kann.

Schlagworte:

Alterung, Sterblichkeit und Langlebigkeit, Familienverhalten, Gesundheitsversorgung, Public Health, Medizin und Epidemiologie, Lebensverlauf

Schlagworte (Region):

Finnland

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.