07. September 2023 | Pressemitteilung

Große gesundheitliche Ungleichheiten in der älteren Bevölkerung der USA

Die Gesellschaft wird immer älter. Was bedeutet das für die Gesundheit im Alter, wie entwickelt sich die Lebensqualität und welche Untergleichheiten zwischen verschiedenen Personengruppen gibt es? Shubhankar Sharma (University of St. Andrews/MPIDR) hat zusammen mit Jo Mhairi Hale (University of St. Andrews/MPIDR), Mikko Myrskylä (MPIDR/University of Helsinki) und Hill Kulu (University of St. Andrews) eine Studie veröffentlicht, die geschlechtsspezifische und ethnische Unterschiede im Alter im Zusammenhang mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder Demenz und "Aktivitätseinschränkungen" in den Vereinigten Staaten untersucht. Die Forscher*innen stellten fest, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe, lateinamerikanischer Abstammung und niedrigem Bildungsniveau, insbesondere diejenigen, die in mehr als eine Kategorie fallen, stark benachteiligt sind. Sie leiden häufiger unter kognitiven Beeinträchtigungen und Aktivitätseinschränkungen als ihre Altersgenossen.

Die Forscher*innen stellten fest, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe, lateinamerikanischer Abstammung und niedrigem Bildungsniveau stark benachteiligt sind. © iStockphoto.com/smartboy10

Für die Studie analysierten die Forscher*innen Daten der Health and Retirement Study (HRS) aus den Jahren 1998 bis 2016. Sie untersuchten, wie hoch der Anteil der Erwachsenen ist, die von einer gleichzeitigen Beeinträchtigung betroffen sind, und zu welchem Zeitpunkt. Aktivitätseinschränkungen beschreiben in der Studie Schwierigkeiten beim Anziehen, Gehen, Baden, Essen und/oder beim Ein- und Aussteigen aus dem Bett. "Wir haben drei Schlüsselindikatoren untersucht: das mittlere Alter des Auftretens, das Lebenszeitrisiko und die Lebenserwartung. Diese wurden für US-Bürger*innen im Alter von 50 bis 100 Jahren nach Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und Bildungsniveau aufgeschlüsselt. Wir haben auch untersucht, welcher Prozentsatz dieser Ungleichheiten auf Ungleichheiten im Bildungsniveau zurückzuführen ist", sagt Shubhankar Sharma. 

Frauen sind häufiger betroffen

Die Studie hat ergeben, dass etwa 56 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer ab dem Alter von 50 Jahren von einer Co-Beeinträchtigung betroffen sein werden. Bei Männern tritt die Co-Beeinträchtigung früher auf, durchschnittlich ab dem 74. Lebensjahr. Bei Frauen tritt sie durchschnittlich ab dem 77. Lebensjahr auf. Frauen leben im Durchschnitt 3,4 Jahre mit einer Beeinträchtigung, Männer nur 1,9 Jahre. Das liegt auch daran, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer haben.

Neun Jahre Unterschied zwischen Latinas und weißen Männern

Menschen mit schwarzer Hautfarbe, lateinamerikanischer Abstammung und Menschen ohne Highschool-Abschluss haben ein deutlich höheres Risiko eine Co-Beeinträchtigung zu entwickeln und auch länger mit den Erkrankungen zu leben. „Wir beobachten dramatische Unterschiede in der älteren US-Bevölkerung: Schwarze mit dem niedrigsten Bildungsniveau erkranken etwa zwei Jahrzehnte früher als Weiße mit dem höchsten Bildungsniveau. Im Ausland geborene Latinas mit dem niedrigsten Bildungsniveau leben etwa neun Jahre länger mit einer Co-Beeinträchtigung als weiße Männer mit dem höchsten Bildungsniveau. Bildung spielt also eine entscheidende Rolle, insbesondere bei Menschen lateinamerikanischer Abstammung: Bis zu 75 Prozent der Ungleichheiten lassen sich auf Bildungsungleichheiten zurückführen“, so Sharma.

Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um die Unterstützungsangebote für die stark gefährdeten Gruppen und die Menschen, die sie betreuen, zu verbessern. "Zukünftige Forschung muss Ungleichheiten bei kognitiven Beeinträchtigungen und Aktivitätseinschränkungen mit Hilfe fortgeschrittener kausaler Modellierung untersuchen. Das kann erklären, wie diese Ungleichheiten durch die Beseitigung von Bildungsungleichheiten verringert werden können", sagt Sharma.

Originalpublikation

Shubhankar Sharma; Jo Mhairi Hale; Mikko Myrskylä; Hill Kulu: Racial, Ethnic, Nativity, and Educational Disparities in Cognitive Impairment and Activity Limitations in the United States, 1998-2016 in Demography; DOI: https://doi.org/10.1215/00703370-10941414

Contact

Shubhankar Sharma
Affiliierter Wissenschaftler
sharma@demogr.mpg.de

Mikko Myrskylä           
Direktor des MPIDR
myrskyla@demogr.mpg.de

Silvia Leek     
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@demogr.mpg.de
+49 381 2081-143

Keywords

Gesundheit, Ungleichheit, kognitive Beeinträchtigung, ADLs, soziale Schichtung, Multistate-Modelle, soziale Ungleichheit

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