Arbeitsbereich

Bevölkerung und Gesundheit

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Ausführliche Beschreibung

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Die ständig wachsende Langlebigkeit in Ländern mit hohen Einkommen ist eine beeindruckende Errungenschaft, stellt aber auch eine große Herausforderung dar. Fortlaufende Verbesserungen in der Lebenserwartung tragen unweigerlich zur Alterung der Bevölkerung bei und werden einen Einfluss darauf haben, wie viele Jahre wir voraussichtlich in guter Gesundheit und wie viele Jahre wir mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen verbringen werden.

Um zu ermitteln, inwieweit der Zugewinn an Lebenszeit eine gute Entwicklung auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene darstellt, wollen wir im Wesentlichen drei zentrale Fragen beantworten:

  1. Werden die gewonnenen Lebensjahre in guter oder in schlechter Gesundheit verbracht?
  2. Welche Faktoren sind für die Gesundheit maßgeblich verantwortlich und inwieweit ändern sich diese Faktoren im Lebensverlauf und in unterschiedlichen soziodemografischen und räumlich-zeitlichen Kontexten?
  3. Welche Methoden, Modelle und Maßzahlen sind am besten geeignet, diese Fragestellungen anzugehen und somit eine notwendige Voraussetzung für Analysen zu dem Gesundheitszustand einer Bevölkerung?

Der Arbeitsbereich „Bevölkerung und Gesundheit“ nähert sich diesen drei Kernfragen über verschiedene Blickwinkel; hierfür werden demografische, soziologische, ökonomische, epidemiologische und statistische Perspektiven miteinander verbunden.

Bedingt durch den nahezu linearen Anstieg in der Lebenserwartung in vielen Ländern sind die Fragen, in welchem Gesundheitszustand die zusätzlichen Jahre verbracht werden und ob sich diese gleichmäßig auf verschiedene sozio-demografische Subpopulationen verteilen, mittlerweile zu einem zentralen politischen Anliegen geworden. Sie sind von besonderem Interesse, wenn es darum geht, das Wohlbefinden des Einzelnen zu fördern, Finanzierungsbedarf für die soziale Sicherung zu ermitteln, und letztendlich die Nachhaltigkeit der sozialen Sicherungssysteme zu gewährleisten.

Unter Verwendung einer Querschnitts- und Lebensverlaufsperspektive identifizieren und quantifizieren wir wesentliche demografische Faktoren, Verhaltensweisen und strukturelle Bedingungen für die Gesundheit einer Bevölkerung.

Anschließend untersuchen wir den unabhängigen und wechselseitigen Einfluss dieser Faktoren auf Entwicklungstendenzen sowie Unterschiede in der Gesundheit und Sterblichkeit. Als Beispiele seien erwähnt: 

  1. Verhaltensweisen: das Rauchen von Zigaretten, übermäßiger Alkoholkonsum und Adipositas;
  2. strukturelle Bedingungen: Lebensverhältnisse, wirtschaftlicher Entwicklungsstand und Zugang zur Gesundheitsversorgung;
  3. soziodemografische Faktoren: Familienzusammensetzung, Bildungsstand, Migrantenstatus und ethnische Zugehörigkeit.

Wir verwenden mehrdimensionale Maßzahlen, um die Gesundheit einer Bevölkerung zu quantifizieren. Diese Maßzahlen berücksichtigen unter anderem Informationen zu physischen und kognitiven Funktionen, medizinisch diagnostizierten Befunden und zur Einnahme von Medikamenten. Des Weiteren untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Veränderungen im Gesundheitszustand einer Bevölkerung und all diesen Einflussfaktoren, sowohl innerhalb als auch zwischen Bevölkerungen vieler Länder, Geburtskohorten und Zeitperioden.

Um neue Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungen und Einflussfaktoren in der Gesundheit, Morbidität und Mortalität zu gewinnen, bedarf es methodologischer Neuerungen. Ein wesentlicher Bestandteil unserer Forschungsarbeiten widmet sich deshalb der Entwicklung von Methoden, Modellen und Maßzahlen, mit denen verschiedene Aspekte der Gesundheit einer Bevölkerung untersucht werden können, um damit schließlich den wissenschaftlichen Erkenntnisstand durch neue Blickwinkel zu erweitern. Zu diesen Innovationen gehören eine Neukonzipierung der Messung der demografischen Alterung, die Erarbeitung neuer Methoden zur Analyse bevölkerungsdynamischer Entwicklungen von gesundheitlichen Einschränkungen; die Weiterentwicklung von Dekompositionstechniken und die Entwicklung von Neuerungen in der Visualisierung demografischer Daten und in der statistischen Analyse kausaler Zusammenhänge in der demografischen Forschung.

Die Analysen des Arbeitsbereiches „Bevölkerung und Gesundheit“ helfen dabei, demografische Faktoren, Verhaltensweisen und strukturelle Rahmenbedingungen zu identifizieren, die gesundheitsschädlich beziehungsweise gesundheitsfördernd sind und dazu führen, dass Bevölkerungen in Punkto Gesundheit und Lebenserwartung entweder ganz vorne mit dabei sind oder aber hinter den Top-Performern zurückbleiben. Unsere Forschung zu den kausalen Effekten und Zusammenhängen trägt dazu bei, effiziente sozialpolitische Maßnahmen im Bereich Gesundheitsförderung und Abbau von Ungleichheiten in der Gesundheit zu identifizieren. Die Prognoseansätze, die wir entwickeln, helfen uns dabei, künftige Entwicklungen in der Gesundheit und in der Belastung durch gesundheitliche Einschränkungen besser zu verstehen, sowohl mit als auch ohne Einführung politischer Maßnahmen oder medizinischer Neuerungen.

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.