November 19, 2009 | News

Call for Papers: (Re-)Produktion von Ungleichheit durch Arbeit und Familie. Veränderungen in den 20 Jahren seit der Wende

German language only.

Frühjahrstagung der Sektionen "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse" und "Familiensoziologie" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Rostock, 15./16. April 2010

Eine wesentliche Erkenntnis der Ungleichheitsforschung bezieht sich darauf, dass bei der Analyse sozialer Ungleichheit nicht das einzelne Individuum, sondern auch der Haushalt und die Familie in den Blick genommen werden müssen. Familien sind mächtige Solidaritätsinstanzen und die intergenerationale Solidarität gilt lebenslang. Finanzielle Transfers und nicht monetäre Unterstützungsleistungen erfolgen über den gesamten Lebenslauf sowohl von den Eltern zu den Kindern als auch in umgekehrter Richtung. Die sozialen Netzwerke einzelner Familienmitglieder stellen soziales Kapital auch für alle anderen Familienmitglieder dar; Bildung, Einkommen und Status der Eltern sind wesentliche Ressourcen für die Kinder. Diejenigen, die bereits in ihrer Kindheit und Jugend bessere individuelle Startpositionen hatten, sind auch im Erwachsenenalter im Vorteil. Diejenigen, die Kinder haben, verfügen in höherem Alter über Unterstützungsressourcen. Bei all diesen gesellschaftlich erwünschten Transfers, Ressourcen und der Familiensolidarität stellen sich jedoch gleichzeitig Fragen nach den Folgen für die Sozialstruktur, für die Reproduktion und möglicherweise Zunahme gesamtgesellschaftlicher Ungleichheit.

Durch die ökonomische Krise scheint der Stellenwert der Herkunft für die aktuelle Lebenssituation und für die Weichenstellungen des weiteren Lebenswegs, für die intergenerationale Mobilität und die Lebenschancen allgemein noch bedeutsamer zu werden, mit - bei gegebener schwieriger Ausgangslage - möglicherweise negativen Auswirkungen auf die Bildungs- und Berufsverläufe sowie auf die potentielle und reale Partnerschafts- und Familienentwicklung (und damit auch auf die Reproduktion bestehender Ungleichheiten). Darüber hinaus haben sich durch die gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Vereinigung zumindest für Frauen und Männer in Ostdeutschland einschneidende Veränderungen ergeben. Der tief greifende Umbruch im Bildungs- und Beschäftigungssystem bedeutet(e) für junge Menschen eine größere individuelle Entscheidungsfreiheit bei der Ausbildungs- und Berufswahl; gleichzeitig war und ist die Ausbildungs- und Arbeitsmarktlage sowohl für die jungen Menschen als auch für die Erwachsenen aber extrem schwierig. Ostdeutsche Eltern konnten aufgrund des "Bruchs" mit den intergenerationalen Reproduktionsmechanismen der DDR, der fehlenden eigenen Erfahrungen mit dem neuen System und da sie die Transformation auch für ihre eigene Person bewältigen mussten, ihren Kindern kaum Hilfestellungen und Ressourcen zur Verfügung stellen.

Mögliche Fragen, die bei der Tagung diskutiert werden könnten, lauten:

  • Wie wirken sich Strukturen sozialer Ungleichheit auf die Lebenslagen von Menschen aus?
  • Welche Faktoren bedingen die Reproduktion sozialer Ungleichheit durch die Familie?
  • Welche Unterschiede zeigen sich in den Lebenslagen und dem Wohlbefinden von Individuen und Familien in Abhängigkeit von ihrer Lebensform, regionalen Verortung, Herkunft?
  • Wie entwickelt sich der Bildungserfolg von Kindern in Abhängigkeit von ihrer Lebenslage und ihrem familialen Lebensumfeld?
  • Wie geht es Familien in prekärer wirtschaftlicher Lage und welche Folgen ergeben sich für Kinder?
  • Welche strukturellen Unterschiede zeigen sich bei der Familiengründung und zwischen privaten Lebensformen in Abhängigkeit von Geschlecht, Bildung, ökonomischer Situation, regionaler Verortung?
  • Inwiefern wird soziale Ungleichheit an den entscheidenden Übergängen im Lebenslauf durch familiale Generationensolidarität (re-)produziert?

Vortragsangebote mit aussagekräftigen Exposés (max. 5.000 Zeichen) bitte bis zum 10. Januar 2010 per Email an:

Prof. Dr. Peter A. Berger
Email: peter.berger@uni-rostock.de
Sektionshomepage: http://www.soziale-ungleichheit.de

und

Dr. Angelika Tölke
Email: toelke@dji.de
Sektionshomepage: http://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/famsek/

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+49 381 2081-143

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