Journal Article

Scheidung in Ost- und Westdeutschland: der Einfluss der Frauenerwerbstätigkeit auf die Ehestabilität

Böttcher, K.
Marital union dissolution in East and West Germany: the impact of women’s labor force participation on marital stability
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 58:2, 592–616 (2006)

Abstract

Dieser Beitrag vergleicht die Ehestabilität ost- und westdeutscher Frauen vor der Wiedervereinigung im Jahr 1990. Es wird untersucht, in welchem Ausmaß sich die Frauen beider Länder in Bezug auf das Risiko, eine erste Scheidung zu erfahren, unterschieden haben und auf welche Faktoren diese Unterschiede zurückzuführen sind. Im Mittelpunkt steht dabei der Einfluss der Frauenerwerbstätigkeit auf die Ehestabilität. Die empirischen Analysen auf der Basis des deutschen „Family and Fertility Survey“ (1992) zeigen ein signifikant höheres Scheidungsrisiko ostdeutscher Frauen, welches in erster Linie auf die geringere Verbreitung religiöser Bindungen, den höheren Anteil von Frauen, die bereits eine Scheidung in der Elterngeneration erlebt haben und die höhere Frauenerwerbsbeteiligung in der DDR zurückzuführen ist. In beiden Ländern war die Erwerbstätigkeit der Frau mit einem höheren Scheidungsrisiko verbunden, der Effekt war in der BRD jedoch stärker als in der DDR. Diese Untersuchung bestätigt somit, dass Abweichungen im ost- und westdeutschen Scheidungsniveau in hohem Maße auf die unterschiedliche sozialstrukturelle Zusammensetzung beider Bevölkerungen zurückzuführen sind. Darüber hinaus liefert sie Hinweise für einen schwächeren negativen Zusammenhang von Frauenerwerbstätigkeit und Ehestabilität in Partnerschaften, in denen egalitäre anstelle von traditionellen Rollenerwartungen dominieren.
Keywords: Germany, Germany/FRG, Germany/GDR, divorce, female employment
The Max Planck Institute for Demographic Research (MPIDR) in Rostock is one of the leading demographic research centers in the world. It's part of the Max Planck Society, the internationally renowned German research society.