Forschungsgruppe

Migration und gesundheitliche Ungleichheiten

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Ausführliche Beschreibung

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Obwohl Migrant*innen bei ihrer Ankunft gesünder sind, verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand schneller als der von Nicht-Migrant*innen. Der Gesundheitsvorteil von Zuwanderern ist bei der Ankunft aufgrund von Selektionsprozessen besonders groß, nimmt aber mit zunehmendem Alter in der Aufnahmegesellschaft tendenziell ab. Die Gründe für die Verschlechterung des Gesundheitszustands von Migrant*innen sind jedoch noch nicht ausreichend bekannt. Um einen tieferen Einblick in die Faktoren zu gewinnen, die zum ungesunden Altern von Migrant*innen beitragen, ist es wichtig, einen Lebensverlaufsansatz zu wählen. Der Lebensverlaufsansatz verbessert unser Verständnis der vielfältigen Stressfaktoren, denen Zuwanderer im Laufe ihres Lebens ausgesetzt sind, und der langfristigen Auswirkungen auf ihre Gesundheit.

Die meisten Forschungsansätze zur Gesundheit von Migrant*innen konzentrieren sich nach wie vor auf die Auswirkungen einzelner Belastungen auf den Gesundheitszustand, obwohl individuelle und bevölkerungsbezogene Gesundheitsrisiken im Lebensverlauf aus verschiedenen Quellen entstehen. Die Forschungsgruppe Migration und gesundheitliche Ungleichheit liefert neue Erkenntnisse darüber, wie verschiedene strukturelle soziale Faktoren und ihre Wechselwirkungen die Ungleichheiten zwischen Migrant*innen und Nicht-Migrant*innen im Lebensverlauf im europäischen Kontext beeinflussen. Die Forschung in der Gruppe verfolgt die folgenden drei übergreifenden Ziele:  

  1. Quantifizierung der Unterschiede in den Verläufen des gesunden Alterns zwischen Zuwanderern und Nichtzuwanderern nach Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status sowie deren Wechselwirkungen. Wir beschreiben und erklären die Dynamik der Gesundheit von Migrant*innen im Lebensverlauf unter Berücksichtigung möglicher Verzerrungen durch überproportionale Rückwanderung im höheren Alter.
     
  2. kritische Ereignisse und Umstände im Leben von Migrant*innen zu identifizieren, die dazu führen, dass sie einen anderen Weg des gesunden Alterns einschlagen als Nicht-Migrant*innen. Kritische familiäre Ereignisse wie Heirat, Familiengründung, Ruhestand oder negative Ereignisse wie Arbeitsplatzverlust, Scheidung oder Tod eines Familienmitglieds können den Weg für ein unterschiedliches gesundes Altern je nach Migrationshintergrund ebnen.
     
  3. zu untersuchen, wie die Familienstruktur zur Entstehung gesundheitlicher Ungleichheiten nach Migrationshintergrund beiträgt. Familiäre Bindungen, insbesondere die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Ehepartnern und Geschwistern, spielen eine entscheidende Rolle bei der Beeinflussung der individuellen Gesundheit. Wir untersuchen, ob diese Dimensionen zum Verständnis gesundheitlicher Ungleichheiten zwischen Migrant*innen und Nicht-Migrant*innen beitragen.

Die Berücksichtigung dieser Schlüsselfaktoren ist entscheidend für die Formulierung wirksamer politischer Maßnahmen, um eine übermäßige Verschlechterung des Gesundheitszustands von Migrant*innen zu verhindern und den Prozess ihrer Integration in die Aufnahmegesellschaften spürbar zu verbessern.

Die Forschungsgruppe Migration und gesundheitliche Ungleichheiten, die vom Europäischen Forschungsrat mit einem Starting Grant gefördert wird, verfolgt diese Ziele in einem vergleichenden und multidisziplinären Rahmen. Sie kombiniert Längsschnittdaten mit großen Stichproben aus mehreren europäischen Ländern und Registerdaten aus den nordischen Ländern und wendet modernste statistische Methoden an, um die zugrundeliegenden Mechanismen der gesundheitlichen Ungleichheit zwischen Migranten und Nicht-Migranten zu erklären.

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.