Beitrag in einem Sammelband
Soziale Ungleichheit und Kinderbetreuung: eine Analyse der sozialen und ökonomischen Determinanten der Nutzung von Kindertageseinrichtungen
Kreyenfeld, M. R.
Social inequality and child care
In: Becker, R., Lauterbach, W. (Eds.): Bildung als Privileg?: Erklärungen und Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit, 99–125
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004)
ISBN 3-531-14259-3
Abstract
Das Kinderbetreuungssystem ist ein integraler Bestandteil der wohlfahrtsstaatlichen Institutionen, welche die Geschlechtergleichheit auf den Arbeitsmarkt, die Frauenerwerbstätigkeit und das Geburtenverhalten prägt. Während in markt-liberalen Wohlfahrtsstaaten Kinderbetreuung in erster Linie über den Markt, d.h. über die Kaufkraft der Nachfrager reguliert wird, wird in universalistischen Wohlfahrtsstaaten ein allgemein zugängiges öffentliches Betreuungssystem bereit gestellt, dessen Ziel es insbesondere ist, die Erwerbstätigkeit beider Elternteile zu fördern. In konservativ-korporatistischen Ländern, wie in Deutschland, kommt dem Kinderbetreuungssystem in erster Linie eine sozialisationsergänzende Funktion zu. Während seit 1996 ein Recht auf einen Halbtagsbetreuungsplatz im Kindergarten besteht, sind andere Betreuungsformen nur sehr eingeschränkt verfügbar. Trotz seiner universalen Ausrichtung zeigen die empirischen Analysen mit den Daten des Mikrozensus 1998 deutliche sozio-strukturelle Unterschiede in der Nutzung des Kindergartens. So besuchen ausländische Kinder seltener den Kindergarten als deutsche Kinder. Darüber hinaus gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen dem Bildungsstatus der Mutter und der Nutzung des Kindergartens. Im Krippen- und Hortbereich zeigt sich eine Konzentration von Kindern von unverheirateten und erwerbstätigen Eltern. In den neuen Bundesländern sind es insbesondere Kinder Vollzeit erwerbstätiger und damit eher gut ausgebildeter Frauen, die für ihre Kinder Tageseinrichtungen nutzen.
Schlagwörter: Deutschland, child care