Doktorarbeit
Alessandro Turchi (1578-1649)
Dossi, D.
300, 181 Tafeln pages. Bern, Universität Bern (2010)
Abstract
Im Zentrum meiner Forschung steht der aus Verona stammende Maler
Alessandro Turchi (Verona, 1578 – Rom, 1649). Sein Werk, das erst seit
kürzerer Zeit kunsthistorische Beachtung findet, umfasst circa 300
Gemälde auf Leinwand, Tafel, Schiefer und Kupfer und adaptiert
verschiedene Kunststile (von Manierismus bis zum Barock). In meiner
Dissertation habe ich versucht, gleich auf mehrfache Weise einen
Forschungsbeitrag zu leisten: ich habe eine umfassende Studie zu diesem
Maler erarbeitet und damit an einer Forschungslücke zur italienischen
Barockmalerei gearbeitet, insofern ich Turchis Beitrag zur Ästhetik der
Barockmalerei sowie die italienischen Marktbedingungen der damaligen
Zeit rekonstruiert habe. Schließlich konnte ich einen Beitrag leisten
zur Frage der Technik und Materialien Turchis im Verhältnis zu seinem
Alter und den Städten, in denen er tätig war. Dementsprechend ist meine
Dissertation in drei Teile gegliedert, wobei sich der erste dem Netz
von Auftraggebern und Förderern von Turchi widmet, die dem Maler die
Möglichkeit zur künstlerischen Produktion gegeben haben. Hierfür habe
ich zahlreiche Dokumente (Inventare, Briefwechsel etc.) analysiert und
konnte so zeigen, dass Turchi zu verschiedenen Zeitpunkten seines
Lebens bewusst je spezifische Materialien – und eben nicht die Themen –
gewählt hat, um seinen künstlerischen Ausdruck auf eigene Weise zu
modellieren. Im zweiten Teil der Arbeit, die zugleich den Hauptteil
bildet, untersuche ich die verschiedenen ‚maniere’, d.h. die
verschiedenen Malweisen. Diese hat sich Turchi im Laufe seines Lebens
und seines Schaffens nicht nur angeeignet, sondern sogar zu seinem
jeweiligen Charakteristikum erhoben. Denn der Maler hat nicht nur im
Laufe seiner Karriere mehrmals seinen Malstil geändert, er hat auch
genauso häufig seine Umgebung und damit seine Lebensumwelt verändert,
so dass er stets aufs Neue gezwungen war, sich seinen jeweiligen
Auftragsgebern und Förderern (je nach Stadt, Institution, individueller
geistlicher oder weltlicher Förderer, aber auch die Rahmenbedingungen
durch Papstwechsel etc.) anzupassen bzw. nach den jeweils aktuellen
Rahmenbedingungen auszurichten. Diese Ausrichtung der Untersuchung auf
die verschiedenen Materialien und die damit verbundenen differenten
Malweisen ist für meine Arbeit entscheidend geworden, weil sie es
erlaubt, die Rolle dieses Malers innerhalb der barocken Kunstgeschichte
neu zu definieren und sein Werk in seiner Vielfalt zu rekonstruieren.
Der dritte Teil der Dissertation umfasst abschließend ein kritisches
Werksverzeichnis der fast 300 Gemälde Turchis, die hier erstmals
vollständig versammelt sind.