Arbeitsbereich

Migration und Mobilität

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Forschungsfeld

Migration und Mobilität messen und modellieren

Migration und Mobilität sind eine wesentliche Ursache für den demografischen Wandel und haben breite gesellschaftliche und ökonomische Auswirkungen. Um die Ursachen und Folgen dieser räumlichen Wanderungsbewegungen des Menschen besser zu verstehen, werden präzise Schätzungen und Statistiken benötigt. Allerdings reichen die offiziellen Datenquellen oft nicht aus oder sie sind viel zu heterogen, so dass Vergleiche zwischen den einzelnen Ländern schwierig sind. Diese Situation wird noch verschärft durch Krisenzeiten, wie etwa Naturkatastrophen oder Konflikte. Denn hier ist es entscheidend, das Ausmaß, die Muster und  die Merkmale von vertriebenen Populationen zu verstehen, um geeignete humanitäre und politische Maßnahmen ergreifen zu können. Die Projekte in diesem Forschungsfeld verwenden verschiedene Datenquellen, zusammen mit statistischen Methoden und computergestützten Modellen, um so die Begrenzungen der offiziellen Zahlen auszugleichen und qualitativ hochwertige Schätzungen zu Migration und Mobilität zu erstellen.

Mit einer Reihe von zentralen Forschungsprojekten wollen wir Schätzungen der internationalen und internen Migrationsströme und -bestände verbessern und so auch Prognosen zu künftigen Entwicklungen ermöglichen: Wir integrieren mehrere Quellen für Migrationsdaten, wie etwa  Bevölkerungsregister und Bevölkerungsumfragen, mit den feinkörnigeren räumlich-zeitlichen Informationen, die aus digitalen Spuren abgeleitet werden. Anhand eines Modellierungsansatzes aus der Bayes-Statistik erstellen wir dann Schätzungen der Migrationsströme zwischen verschiedenen Ländern im Zeitverlauf. Ziel ist, verlässliche und aktuelle Prognosen von Migrationsereignissen zu liefern. Ein wesentliches Ziel ist die Entwicklung einer synthetischen Datenbank, der Human Migration Database. Sie ist eine neue und zuverlässige Quelle für qualitativ hochwertige und harmonisierte Schätzungen der internationalen Migration nach verschiedenen Ebenen der zeitlichen und geografischen Feinkörnigkeit. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf europäischen Ländern. Für die Zukunft planen wir, die Datenbank auf weitere Länder zu erweitern. Die konsistenten und qualitativ hochwertigen Schätzungen anhand von Daten aus der Human Migration Database werden uns als Grundlage dafür dienen, Migrationstheorien zu prüfen und weiterzuentwickeln. Ferner untersuchen wir, welche Faktoren die Muster der Migration und Mobilität sowie die Entwicklungen und Folgen dieser Migrationsbewegungen beeinflussen, und bieten so eine Entscheidungsgrundlage bei der Gestaltung von politischen Maßnahmen.

Eine zweite Reihe an Projekten befasst sich mit Mustern und Verläufen der Migration und zeitlich befristeter Mobilität, speziell in Situationen mit sozialen Auswirkungen. Oft geht es dabei um humanitäre Ziele, bei denen genaue Daten für eine rasche Reaktion dringend benötigt werden, aber oft nicht verfügbar sind. Dies ist der Fall bei Schocks, wie etwa Naturkatastrophen, Krankheitsausbrüchen und internationalen Konflikten. Am Beispiel des Ausbruchs des Zika-Virus in Kolumbien 2015-2016 haben wir gezeigt, dass hoch aggregierte Informationen, die aus Mobiltelefondaten gewonnen wurden, ausreichen, um Modelle zu parametrisieren. Diese Modelle übertreffen die Prognosen zu den Entwicklungen von Epidemien, die nur auf herkömmlichen Datenquellen oder synthetischen Mobilitätsmodellen basieren. Diese Projekte befassen sich dementsprechend eingehend mit der Nutzung verschiedener Datenquellen und deren Integration in statistische und computergestützte Modelle, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen, das Situationsbewusstsein zu erweitern und politische Entscheidungsträger evidenzbasiert zu informieren.

Projekte dieses Forschungsfelds

Die Modellierung internationaler Migrationsbewegungen durch die Integration verschiedener Datenquellen Details
Zeiteffekte in der Messung von Migrationsbewegungen: Einsichten aus der Nutzung georeferenzierter digitaler Spuren Details
Combining Digital Trace Data and Representative Surveys to Estimate and Predict Migration Stocks and Flows Details
Die Untersuchung von Migrationsbewegungen in Lateinamerika mittels der Kombination von traditionellen Datenquellen und digitalen Spuren Details
Das Schätzen von Migrationsbewegungen und Mobilität nach Naturkatastrophen Details
Impact of Human Mobility on Spatial Dynamics of Infectious Diseases Details
The Human Migration Database (HMigD) Details
Sex and Gender Differences in Migration Patterns Details
Patterns of Migration and Mobility in Response to International Conflicts and Wars Details
Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.