Forschungsgruppe

Ungleichheiten in Verwandtschafts­beziehungen

Auf einen Blick Projekte Publikationen Team

Projekt

Verläufe generationaler Positionen und soziale Ungleichheit

Bettina Maria Hünteler, Karsten Hank (University of Cologne, Institute of Sociology and Social Psychology, Deutschland), Thomas Leopold (University of Cologne, Institute of Sociology and Social Psychology, Deutschland), Diego Alburez-Gutierrez; in Zusammenarbeit mit Theresa Nutz (Leibniz Institute for the Social Sciences, GESIS, Mannheim, Deutschland), Jonathan Wörn (Norwegian Institute of Public Health, Oslo, Norwegen)

Ausführliche Beschreibung

Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Vorfahren und Nachkommen im Familiennetzwerk einer Person bestimmt deren generationale Position ('generational placement'): ob sie die Rolle eines Kindes, eines Elternteils und/oder eines Großelternteils innehat.  Personen durchlaufen im Laufe ihres Lebens verschiedene generationale Positionen als Folge von Geburten und Todesfällen im intergenerationalen Familiensystem, welches eine fundamentale Quelle sozialer Unterstützung darstellt. Die familiären Übergänge können in verschiedenen Altersstufen (Timing) und in unterschiedlicher Reihenfolge stattfinden, was zu einer Vielzahl verschiedener Verläufe von generationalen Positionen führt ('generational placement trajectories').

Das erste Ziel des Projekts besteht darin, typische Muster von generationalen Positionsverläufen zu identifizieren und die Prävalenz dieser Muster über die Zeit und in verschiedenen europäischen Kontexten zu untersuchen. Einige Positionsverläufe sind häufiger als andere, weil sozio-historische Kontexte, die durch ihre spezifischen Institutionen und gesellschaftlichen Normen gekennzeichnet sind, bestimmte Lebensverläufe begünstigen. Bisherige Forschungsarbeiten haben nur bestimmte Familienübergänge separat untersucht oder jeweils nur zwei Generationen berücksichtigt. Es ist weniger darüber bekannt, wie sich die Struktur des intergenerationalen Familiensystems oder die Position des Einzelnen darin über die individuellen Lebensverläufe hinweg und zwischen ihnen verändert. In diesem Projekt wird ein neuartiger analytischer Ansatz zur Untersuchung intergenerationaler Familiensysteme angebracht, indem Methoden der Sequenz- und Clusteranalyse auf dieses Thema angewendet werden. Das Projekt liefert eine umfassendere Beschreibung der familialen Generationenstruktur als Prozess, d. h. als eine Abfolge mehrerer Ereignisse. Es untersucht die Variationen in den Familienverläufen über das Alter und zwischen Individuen und zeigt gleichzeitig die Folgen der makroökonomischen Fertilitäts- und Mortalitätstrends, die durch den zweiten demografischen Übergang  ('Second Demographic Transition') beschrieben werden, auf der Mikroebene auf.

Das zweite Ziel dieses Projekts besteht darin, die potenziellen Auswirkungen typischer Positionsverläufe auf das individuelle Wohlbefinden und die Gesundheit im späteren Leben sowie die Vermögensakkumulation über den Lebensverlauf zu untersuchen. Verwandtschaftsstrukturen können wichtige Determinanten für die Auswirkungen auf individueller Ebene sein, da die generationalen Positionen mit sozial bedingten normativen Verhaltenserwartungen einhergehen, wie z.B. (un)gesunde Lebensweise oder (un)risikoreiches Finanzinvestitionsverhalten. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass einzelne generationale Familienübergänge (Großeltern werden) und -positionen (Großeltern sein) mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden, die körperliche Gesundheit oder den Erwerb von Wohneigentum, um nur einige zu nennen, verbunden zu sein scheinen. Dieses Projekt erweitert die bestehende Forschung, indem es untersucht, wie mehrere generationale Transitionen und Positionen sowie deren Zeitpunkt und Reihenfolge mit individuellen Folgen assoziiert sind. Das Projekt bietet einen breiteren Kontext für die bestehende Forschung, indem es eine umfassende Beschreibung des Familiensystems und seiner Zusammenhänge mit individuellen Folgen liefert.

Die Ergebnisse dieses Projekts können genutzt werden, um strukturell anfällige Gruppen zu identifizieren und die Politik dahin zu lenken, die Akkumulation von Benachteiligungen und deren Transmission über Generationen hinweg zu verhindern. Darüber hinaus können die Ergebnisse die Weiterentwicklung der theoretischen Ansätze fördern, wie multiple familiäre Übergänge zusammenwirken und zu sozialer Ungleichheit beitragen.

Schematische Darstellung, wie sich verschiedene familiäre Übergangsereignisse (kursiv) auf den Verlauf der Generationenplatzierung zweier hypothetischer Personen auswirken. Beispiel: Person (a) wird nach der Geburt eines Kindes zum Elternteil und nach der Geburt eines Enkelkindes zum Großelternteil. © [Angepasst von Hünteler, 2022, https://doi.org/10.1016/j.alcr.2021.100450]

Generationale Position im Lebenslauf

Schlagworte:

Familienverhalten, intergenerationelle Beziehungen, Lebensverlauf

Schlagworte (Region):

Deutschland, Europa, Norwegen

Publikationen

Hünteler , B. M.; Hank, K.:
Ageing and Society, 1–19. (2023)    
Hünteler , B. M.; Nutz, T.; Wörn, J.:
SocArxiv papers. unpublished. (2023)    
Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.