12. April 2019 | News
Einwanderer in Italien: gesund ankommen und gesund bleiben?
Schon seit mehreren Jahrzehnten forschen Wissenschaftler*innen weltweit am sogenannten „Healthy Immigrant Effect“. Er besagt, dass sich Einwanderer in ihrer neuen Heimat gesünder fühlen als Einheimische. Nun haben zwei Forscherinnen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) belegt, dass sich der Gesundheitszustand von Migrant*innen in Italien über die Zeit an den der neuen Landsleute angleicht. Und zwar umso schneller, je schlechter die sozio-ökonomische Situation der Eingewanderten ist.
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In einem Bereich sollten sich Migrant*innen besser nicht anpassen: ihrem Gesundheitszustand. Denn Einwanderer in Italien beurteilen ihre Gesundheit besser, als Italiener*innen ihren eigenen Zustand bewerten. Erklärungen dafür lassen sich aus dem sogenannten „Healthy Immigrant Effect“ ableiten: es kann daran liegen, dass gesunde Menschen die Strapazen des Auswanderns erfolgreich auf sich nehmen, Migrant*innen gesünder leben, oder sich eine stärkere Bindung zu Familie und Freunden positiv auswirkt.
Allerdings verlieren Eingewanderte ihren Vorsprung im Wohlbefinden und Gesundheitszustand über die Zeit. Je länger sie in Italien bleiben, desto mehr gleicht sich ihre Verfassung an. Einwanderer, die seit mindestens zehn Jahren in Italien leben, machen ähnliche Angaben über ihren allgemeinen Gesundheitszustand, ihre chronischen Erkrankungen und ihre körperlichen Einschränkungen wie Einheimische. MPIDR-Forscherin Silvia Loi sagt: „Wir konnten feststellen, dass sich schlechte Lebensbedingungen von Zuwanderern in Italien negativ auf deren Gesundheit auswirken. Bei sozio-ökonomisch schlecht ausgestatteten Migrant*innen geht dieses Anpassen schneller.“
In ihrer Studie verwenden Silvia Loi und ihre Kollegin Jo Mhairi Hale Daten des italienischen Statistik-Instituts Istat aus dem Jahr 2009. Sie haben dafür zwei Umfragen zusammengefasst, die Einkommen und Lebensverhältnisse von Italiener*innen und Migrant*innen in Italien (It-Silc and Eu-Silc ad hoc modules for the foreign population in Italien) abfragen. „Leider erlauben uns diese Daten nicht, die Angaben einzelner Personen zu ihrer Gesundheit über einen längeren Zeitverlauf auszuwerten,“ sagt Loi. Denn die Umfragen aus dem Jahr 2009 wurden so nur einmal durchgeführt und sind deshalb eine Momentaufnahme. „Daten aus den Folgejahren wären aber notwendig, um einen kausalen Zusammenhang festzustellen, zwischen dem sozio-ökonomischen Status der Migrant*innen und der Länge ihres Aufenthalts in Italien“, sagt Loi. Deshalb wollen sich Loi und Hale weiterhin mit der Gesundheit von Einwanderern in Europa beschäftigen, um dann diese kausalen Zusammenhänge belegen zu können.
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Loi, S./ Mhairi Hale, J.: Migrant health convergence and the role of material deprivation, Demographic Research, online first, Volume 40, 2019 DOI 10.4045/DemRes.2019.40.32