11. Mai 2023 | News

Geburtenzahlen während Covid-19-Pandemie auf Achterbahnfahrt

© iStockphoto.com/Jacek_Sopotnicki

Die Covid-19-Pandemie hat die Geburtentrends in wohlhabenderen Ländern auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Während als Folge des Pandemieausbruchs in den meisten untersuchten Ländern die Geburtenzahlen sanken, gab es zwischenzeitlich in einigen Ländern sogar einen kleinen Babyboom.

Der Ausbruch von Covid-19 hat das Leben aller Menschen gravierend beeinflusst. Zahlreiche Studien beschäftigen sich aktuell mit den langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf verschiedene Bereiche des sozialen Lebens. Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock haben gemeinsam mit Kolleg*innen des Vienna Institute of Demopraghy untersucht, wie die Covid-19-Pandemie die Zahl der Geburten sowie die Fertilität in insgesamt 38 Ländern mit höherem Einkommen beeinflusst hat. Dazu gehören Regionen in Europa, Ostasien und Nordamerika sowie Chile, Israel und Neuseeland.

„Zu Beginn der Pandemie galt die Aufmerksamkeit den Gesundheitsrisiken und der erhöhten Sterblichkeit. Bald war jedoch klar, dass die Pandemie und die restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unweigerlich die Familienplanung von Paaren und Familien beeinträchtigen würden“, erklärt Dr. Aiva Jasilioniene vom MPIDR. Zwei mögliche Szenarien wurden damals in den Medien diskutiert: Babyboom oder Geburtenflaute. „Unsere Studie ist insofern einzigartig, als sie einen umfassenden Überblick über die Geburten- und Fertilitätstrends in einer großen Zahl von Ländern mit höherem Einkommen bietet – beginnend mit dem Ausbruch der Pandemie bis in den Sommer 2022 und verglichen mit der Periode vor der Pandemie”, sagt Dr. Jasilioniene weiter.  

Auf und ab bei Fertilität

Die Studie zeigt, dass es während der Pandemie starke Schwankungen bei der Zahl der Geburten gab. Trotz länderspezifischer Unterschiede war die Fertilitätsentwicklung in den meisten Ländern nahezu synchron. Der Schock bei Ausbruch der Covid-19-Pandemie führte zu einem sichtbaren Abfallen der Geburtenzahlen von Dezember 2020 bis Januar 2021 in den meisten untersuchten Ländern und Regionen. Dieser Trend kehrte sich jedoch gegen März 2021 – in Zusammenhang mit Schwangerschaften, die mit dem Ende der ersten Welle entstanden – kurzzeitig wieder um. Einige Ländern erlebten einen kleinen Babyboom. In den folgenden Monaten blieben die Geburten stabil oder sogar etwas über dem vor der Pandemie vorhergesagten Level. Die Geburtenentwicklung zeigt deutlich den Einfluss der pandemiebedingten Maßnahmen auf die Geburten im Januar 2022. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Geburteneinbruch im Januar unter anderem mit der Lockerung der Regelungen im Frühjahr 2021 und dem Beginn der Impfungen im Januar 2022 zusammenhängt. In einigen Ländern, vor allem in den nordischen Ländern, den Niederlanden, Deutschland, Israel und den Vereinigten Staaten, war das Gegenteil der Fall. Diese Länder verzeichneten im Jahr 2021 einen deutlichen Anstieg der Geburten im Vergleich zu den Trends vor der Pandemie. „Wir haben die Geburtenentwicklung während der Pandemie aus gutem Grund als Achterbahnfahrt bezeichnet – alles in allem hat die COVID-19-Pandemie entgegen den anfänglichen Erwartungen nicht zu einem dramatischen oder anhaltenden Geburtenrückgang geführt, zumindest nicht in den meisten der untersuchten Länder”, so Dr. Aiva Jasilioniene.

Daten

Es wurden monatliche Geburtendaten und Schätzungen der monatlichen saison- und kalenderbereinigten Gesamtfruchtbarkeitsziffern aus den Datenreihen der Short-Term Fertility Fluctuations (STFF) verwendet. Die STFF ist eine Datenquelle, die der Human Fertility Database (HFD) hinzugefügt wurde. Die HFD liefert regelmäßig aktualisierte Indikatoren zu monatlichen Fertilitätstrends in ausgewählten Ländern.

Publikation

Tomáš Sobotka, Kryštof Zeman, Aiva Jasilioniene, Maria Winkler-Dworak, Zuzanna Brzozowska, Ainhoa Alustiza-Galarza, László Németh, Dmitri Jdanov: Pandemic Roller-Coaster? Birth Trends in Higher-Income Countries During the COVID-19 Pandemic. Population and Development Review (2022). DOI:  https://doi.org/10.1111/padr.12544

Autor*innen und Institutionen

Aiva Jasilioniene, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

Ainhoa Alustiza-Galarza, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

Dmitri Jdanov, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

László Németh, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

Tomáš Sobotka, Vienna Institute of Demography, Austrian Academy of Sciences, Vienna

Kryštof Zeman, Vienna Institute of Demography, Austrian Academy of Sciences, Vienna

Maria Winkler-Dworak, Vienna Institute of Demography, Austrian Academy of Sciences, Vienna

Zuzanna Brzozowska, Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Vienna

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