09. Januar 2015 | News
Herzlichen Glückwunsch!
Am 8. Januar 2015 hat der ehemalige MPIDR-Forscher Felix Rößger seine Promotion an der Universität Rostock erfolgreich verteidigt. In seiner Arbeit beschäftigte er sich mit Wanderungsprozessen aus demografischer Perspektive.
Obwohl Wanderungsprozess - genauso wie Geburten und Sterbefälle – Bevölkerungen in ihrer Größe und in ihrer Zusammensetzung verändern, wird ihnen im Rahmen der Demografieforschung oft weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Migration wird in diesem Zusammenhang oft auch als das "Stiefkind der Demografie" bezeichnet. Im Rahmen seiner Arbeit hat Felix Rößger verschiedene Ursachen hierfür herausgearbeitet. Er konnte unter anderem aufzeigen, dass Wanderungsaspekte bereits in klassischen demografischen Schriften stiefmütterlich behandelt wurden. Es zeigt sich, dass die Gründe hierfür – damals wie heute - insbesondere die schlechte Datenlage und die hohe Komplexität der notwendigen Methodik sind.
Im empirisch fokussierten Teil seiner Arbeit liefert Felix Rößger erstmals altersspezifische Wanderungsdaten für sechs verschiedene europäische Länder während der Zeit der Massenauswanderung aus Europa, die Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts stattfand. Diese Daten nutzte er, um zu untersuchen, welchen Beitrag der Einflussfaktor Kohortengröße auf das Phänomen der massenhaften Auswanderung hat. Mit seinen Untersuchungen konnte er eine geläufige Hypothese in der Migrationsforschung widerlegen. Diese besagt, dass die großen Auswanderungswellen vor allem dadurch zustande kamen, dass aufgrund des demografischen Übergangs der Anteil der jungen Menschen im Alter von etwa 15 bis 30 Jahren anstieg. Diese Altersklasse gilt nämlich als besonders wanderungsaktiv. Diese Hypothese konnte Felix Rößger widerlegen. Vielmehr spielte die relative Kohortengröße, das heißt das relative Verhältnis der besonders wanderungsaktiven Altersgruppe zu den älteren Erwachsenen, eine entscheidende Rolle. Er fand heraus, dass je größer die Gruppe der jüngeren Erwachsenen (15 bis 29 Jahre) im Vergleich zu den älteren Erwachsenen (30 bis 49 Jahre) war, desto höher waren auch die Auswanderungsraten der Jüngeren.
Felix Rößger war zuerst als Student am MPIDR und besuchte dann die European Doctoral of Demography. Im Anschluss daran arbeitete er als Doktorand im Arbeitsbereich „Ökonomische und soziale Demografie“. Seit März 2014 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat für demografische Analysen und Methoden am Statistischen Bundesamt in Wiesbaden.