19. Februar 2014 | News

Höhere Renten und mehr Geld im Gesundheitssystem erhöhen die Lebenserwartung

Sowohl ein Anstieg des Rentenniveaus, als auch Investitionen im Gesundheitswesen, haben einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung. © Mamushka / photocase.com

Die MPIDR-Wissenschaftler Fanny Kluge und Tobias Vogt sind für einen Artikel in der Fachzeitschrift “Journal of the Economics of Ageing” mit einem Preis ausgezeichnet worden. In ihrem Beitrag gehen sie der Frage nach, ob Sozialausgaben für Rente und Gesundheit die Lebenserwartung steigern können.

Leben Menschen länger, wenn sie höhere Renten bekommen? Werden die Menschen älter, wenn dem Gesundheitssystem mehr Geld zur Verfügung steht? Oder anders gesagt: Steigt die Lebenserwartung, wenn der Staat mehr Geld für seine Bürger ausgibt? Diesen Fragen sind Fanny Kluge und Tobias Vogt, die beide als Postdocs im Arbeitsbereich Altern und Langlebigkeit forschen, nachgegangen. Für Ihren Artikel, „Can public spending reduce mortality disparities? Findings from East Germany after reunification“, in dem sie die Ergebnisse ihrer Forschung präsentieren, sind sie jetzt von der Fachzeitschrift Journal of Economics of Ageing mit einem „Paper Prize“ ausgezeichnet worden.

In ihrer Untersuchung haben die beiden Wissenschaftler Daten aus Ost- und West-Deutschland analysiert. „Die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands könnte man auch als großes wissenschaftliches Experiment betrachten. Eine Bevölkerung wurde in zwei Gruppen getrennt und hat dann vier Jahrzehnte unter ganz unterschiedlichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen gelebt,“ sagt Fanny Kluge.

Und diese Unterschiede waren sehr groß. So verfügte zum Beispiel ein Rentner in der DDR Anfang der Siebziger Jahre im Schnitt nur über 26,1 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommen. In der BRD waren es rund 43 Prozent. Ein anderes Beispiel: In den Achtziger Jahren wurden in der DDR drei Prozent der Staatsausgaben in das Gesundheitssystem investiert, in Westdeutschland waren es neun Prozent.

Mit der Wiedervereinigung wurden diese Unterschiede aufgehoben. Die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern profitierten gleichermaßen von den sozialen Sicherungssystemen, die in Westdeutschland aufgebaut wurden. Das Rentenniveau glich sich sehr schnell an, da die Menschen in Ostdeutschland meist sehr viel länger erwerbstätig waren. Die ostdeutschen Frauen erreichten sogar sehr schnell durchschnittlich höhere Rentenansprüche als die Frauen in Westdeutschland, was auf die hohe Erwerbstätigenquote von Frauen und Müttern in der ehemaligen DDR zurückzuführen ist.

Die beiden Wissenschaftler fanden heraus, dass sowohl ein Anstieg des Rentenniveaus, als auch Investitionen im Gesundheitswesen, einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Insgesamt, so berechneten die beiden Forscher, führte jeder Euro, der entweder in Rentenzahlungen floss oder dem Gesundheitssystem zugute kam, zu drei Stunden mehr Lebenszeit pro Jahr. Der Effekt war am größten bei den Geldern, die in Ostdeutschland dem Gesundheitssystem zuflossen.

Die Analyse weißt also darauf hin, dass die bessere Gesundheitsversorgung und die höheren Rentenbezüge wesentlich zur Angleichung der Lebenserwartung beigetragen haben. „Man muss diese Daten natürlich trotzdem mit Vorsicht betrachten,“ sagt Mitautor Tobias Vogt. „In der Wendezeit hat sich insgesamt viel geändert. Die Umweltverschmutzung ist zurückgegangen, die Menschen haben angefangen sich besser zu ernähren und der Lebensstandard allgemein hat sich verbessert.“

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