29. November 2023 | News | Blickpunkt

Nach der Migration steigt die Zahl der Twitter-Freund:innen

[BLICKPUNKT]

Soziale Integration von Migrant:innen analysiert anhand von Twitter-Daten

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Wie spiegelt sich die Integration von Migrant:innen in den sozialen Medien wider?Kann man die Entwicklung neuer sozialer Verbindungen im Online-Verhalten erkennen? Diesen Fragen ist Jisu Kim, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für demografische Forschung, gemeinsam mit Wissenschaftler:innen der Universität des Saarlandes, der World Bank sowie der Rutger University in einer Studie nachgegangen.

Die Forscher:innen werteten hierfür Twitter-Daten aus einem sehr großen und öffentlich zugänglichen Archiv von Tweets (Beiträge, die auf der Plattform Twitter (jetzt X) gepostet wurden) aus. Die Tweets stammen aus den Jahren 2017 und 2018. „Wir haben zwischen Migrant:innen und Nicht-Migrant:innen unterschieden, indem wir die Veränderungen ihres Aufenthaltsortes anhand ihrer geolokalisierten Tweets verfolgt haben. Gleichzeitig haben wir das Migrationsdatum bestimmt, das dem Zeitpunkt entspricht, an dem eine ausgewanderter Person begonnen hat, aus dem Zielland zu twittern“, erklärt Jisu Kim die Vorgehensweise. Anschließend wurde das Twitter-Verhalten von Migrant:innen und Nicht-Migrant:innen verglichen.

© MPIDR

In der Analyse der Daten konnten die Wissenschaftler:innen erkennen, dass der Anstieg der Zahl der Online-Freundschaften eine Folge der Migration ist. „Wir haben herausgefunden, dass die Dauer des Aufenthalts eines Migranten in den USA einen Einfluss auf die Anzahl der in den USA lebenden Freund:innen hat, mit denen er auf Twitter befreundet ist. Dies zeigt, dass der Offline-Ort eine wichtige Rolle spielt, wenn Zuwanderer Online-Netzwerke bilden. Interessanterweise gab es jedoch erst im dritten Jahr nach der Migration eine signifikante Veränderung in der Anzahl der Freundschaften“, sagt Jisu Kim.

Eine weitere Analyse ergab, dass dieser Anstieg der Freund:innen mit verschiedenen Merkmalen der Nutzer:innen zusammenhängt. Männliche Migranten im Alter von 19 bis 29 Jahren, die nach der Migration mehr Englisch in ihren Tweets verwendeten und vor vier oder mehr Jahren eingewandert waren, verzeichneten am ehesten einen Anstieg des Anteils ihrer Freundschaften aus dem Zielland. Betrachtet man den Anteil der Freund:innen aus dem Herkunftsland im Allgemeinen, so zeigt sich, dass Menschen nach der Migration nicht so viele Verbindungen aus dem Herkunftsland aufbauen wie zuvor. Je länger die Menschen jedoch im Zielland bleiben, desto mehr Freund:innen aus dem Herkunftsland fügen sie nach und nach auf Twitter hinzu.

Die zunehmende Bedeutung sozialer Online-Plattformen wie Twitter im Leben der Menschen und der wachsende Wert von Online-Communities waren die Motivation für die Studie. Gleichzeitig wird die soziale Integration von Migrant:innen als eine entscheidende Dimension ihrer Erfahrungen betrachtet, die sich auf verschiedene Facetten ihrer Integration auswirkt, einschließlich wirtschaftlicher und kultureller Aspekte.

„Unsere Arbeit unterstreicht die Schlüsselrolle sozialer Online-Aktivitäten im Integrationsprozess von Migrant:innen“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Natürlich gibt es einige Einschränkungen unserer Studie. Eine davon ist die Typologie des Twitter-Netzwerks, das sich von den realen sozialen Netzwerken der Menschen unterscheiden kann. In zukünftigen Studien werden wir genauer untersuchen, inwieweit sich die online beobachtete soziale Integration in realen Interaktionen widerspiegelt.

Originalpublikation

Jisu Kim, Soazic Elise Wang Sonne, Kiran Garimella, André Grow, Ingmar Weber, Emilio Zagheni: Online social integration of migrants: Evidence from Twitter in Migration Studies. DOI: 10.1093/migration/mnad017

 Autoren und Affiliationen

Jisu Kim, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, Germany

Soazic Elise Wang Sonne., World Bank, Washington DC, USA 

Kiran Garimella, Rutgers University, New Brunswick, USA

André Grow, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, Germany

Ingmar Weber, Saarland Universität, Saarbrücken, Deutschland

Emilio Zagheni, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, Germany

© iStockphoto.com/Urupong

Keywords:

big data, gender, international migration, social integration, Twitter

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