16. Oktober 2014 | News | Neue Veröffentlichung

Neue Veröffentlichung

© skyla80 / photocase.com

Die Däninnen entscheiden sich vor allem dann für Kinder, wenn sie beruflich fest im Sattel sitzen und ein gesichertes Einkommen haben. Bei den deutschen Frauen ist es genau umgekehrt. Vermutlich spielen die familienpolitischen Rahmenbedingungen dabei eine entscheidende Rolle. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie, in der deutsche und dänische Registerdaten zur Berufstätigkeit und zum Geburtenverhalten von Frauen verglichen wurden.

Deutschland und Dänemark eignen sich gut, um zu untersuchen, welchen Einfluss familienpolitische Maßnahmen auf die Fertilität haben. Noch Anfang der Achtziger Jahre hatten beide Staaten die gleiche niedrige Geburtenrate von rund 1,5 Kindern pro Frau. Dann entschieden sich beide Länder für ganz unterschiedliche Ausrichtungen in der Familienpolitik. Deutschland förderte die Alleinverdiener-Ehe. Dänemark baute die Kinderbetreuung aus, förderte flexible Arbeitszeitmodelle und führte deutlich früher als Deutschland eine Art Elterngeld ein, das so ausgelegt ist, dass es das fehlende Einkommen während der Auszeit ausgleicht.

Danach ging die Schere zwischen den beiden Ländern immer weiter auseinander: In Dänemark stiegen die Geburtenraten, in Deutschland fielen sie.

Um zu verstehen, welche Faktoren entscheidend dafür sind, ob sich eine Frau für oder gegen das Mutterwerden entscheidet, reicht es nicht aus, die allgemeine Geburtenrate zu betrachten. „Wir müssen uns genau anschauen, wie die berufliche Situation der Frau beim ersten, beim zweiten und beim dritten Kind ist“, sagt MPIDR-Forscherin Michaela Kreyenfeld .

Das hat sie nun gemeinsam mit dem Demographen Gunnar Andersson von der Universität Stockholm und Tatjana Mika vom Forschungsdatenzentrum der deutschen Rentenversicherung  untersucht. Ihre Ergebnisse sind nun vorab online bei der Fachzeitschrift Population Research erschienen. Um  genau herauszufinden, wie der Zusammenhang zwischen der beruflichen Situation der Mutter und ihrer Entscheidung für Kinder aussieht, hat sich das Forscher-Team für die so genannte „Event-History-Methode“ entschieden, bei der die Daten ein und derselben Frau über verschiedene Stationen ihres Lebens betrachtet werden. In diesem Fall nutzten die Forscher Registerdaten zu den Geburten und dem Einkommen vor und nach den Geburten.

Sie stellten fest, dass deutsche Frauen mit einem hohen Einkommen eine geringere Neigung haben ein erstes Kind bekommen, als arbeitslose Frauen und Frauen mit einem geringen Einkommen. Dieser Trend setzt sich beim zweiten und dritten Kind fort: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau ein zweites oder drittes Kind bekommt ist dann besonders groß, wenn sie keiner Erwerbsarbeit nachgeht.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Dänemark: Im Gegensatz zu Deutschland ist in Dänemark Arbeitslosigkeit ein Faktor, der eher dazu führt, dass eine Frau sich gegen das Kinderkriegen entscheidet. Gleichzeitig ist dort die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau ein Kind bekommt dann besonders groß, wenn sie ein hohes Einkommen hat - und das unabhängig vom Alter. „Das lässt vermuten, dass die Frauen so lange mit dem Kinderkriegen abwarten, bis ihre finanzielle Situation gesichert ist“, sagt Michaela Kreyenfeld. Dieser Trend setzt sich, leicht abgeschwächt, beim zweiten Kind fort. Erst beim dritten Kind kehrt sich dieser Trend um. „Das könnte bedeuten, dass sich zwei Kinder gut mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbaren lassen und es auch in Dänemark beim dritten schwieriger wird,“ so die Forscherin.

 

„Wir konnten zeigen, dass familienpolitische Rahmenbedingungen, die Müttern ermöglichen erwerbstätig zu sein, einen positiven Einfluss auf das Geburtenverhalten haben“, fasst Michaela Kreyenfeld zusammen.

Mehr Informationen

Welfare state context, female labour-market attachment and childbearing in Germany and Denmark, Andersson G., Kreyenfeld M., Mika T., J Pop Research, DOI 10.1007/s12546-014-9135-3 (Original article)

Homepage der MPIDR-Wissenschaftlerin Michaela Kreyenfeld 

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