14. September 2021 | News | Rostock´s Eleven

Sophie Lohmann nimmt für das MPIDR an Rostocker Forschenden-Wettbewerb teil

© MPIDR

Was ist der beste Weg zum Erfolg? MPIDR-Forscherin Sophie Lohmann hat in einem Experiment mit Sprachlernenden herausgefunden, dass radikale Veränderungen im Alltag zu größerem Lernerfolg führen. Ihre Ergebnisse stellt sie am 15. September beim Forschenden-Wettbewerb „Rostock's Eleven“ vor.

Das kennt jeder: zum Start ins neue Jahr fassen wir gute Vorsätze. In vielen kleinen Schritten wollen wir bessere Gewohnheiten einüben oder eine neue Fertigkeit lernen. Dabei halten wir uns an die Tipps vieler Ratgeber, fangen klein an und hoffen auf Fortschritt. Doch das ist oft gar nicht der beste Weg, weiß Sophie Lohmann. Die Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) hat herausgefunden, dass radikale Veränderungen zu mehr Erfolg führen.

Ihr Experiment mit Sprachlernenden hat gezeigt, dass die Studienteilnehmenden, die jeden Tag besonders lange lernen wollten, tatsächlich auch bis zu 40 Prozent länger Französisch geübt haben, als die Kontrollgruppe. Diese Teilnehmenden haben zudem nicht früher aufgegeben, als jene, die sich für jeden Tag nur eine kurze Sprachlerneinheit vorgenommen hatten. Das führte für die erste Gruppe insgesamt zu einem größeren Lernerfolg.

Teilnehmende am Experiment in drei Gruppen eingeteilt

An der Studie nahmen insgesamt knapp 300 Personen teil. Sie wurden eine Woche lang täglich in einer kurzen Umfrage über ihr Sprachlernverhalten befragt. Bis zum Ende der Woche blieben knapp 200 Personen dabei.

Ein Drittel der Teilnehmenden hatte Informationen darüber erhalten, dass die Forschung gezeigt habe, dass radikale Veränderungen den größten Lernerfolg brächten. Ein weiteres Drittel der Teilnehmenden hat stattdessen gelesen, dass Forschende herausgefunden haben, dass die Strategie der kleinen, vorsichtigen Schritte am besten sei, sich nicht zu übernehmen und man so geduldig Fortschritte mache. Dem letzten Drittel der Teilnehmenden, der Kontrollgruppe, wurden keine weiteren Informationen über erfolgreiche Lernstrategien gegeben.

Anschließend berichtete jede teilnehmende Person, wie lange sie am nächsten Tag und die ganze Woche über Französisch üben möchte. Am darauffolgenden Tag wurden die Teilnehmenden dann gefragt, wie lange sie tatsächlich am Vortag geübt hatten.

Wer motiviert ist, kommt mit radikalen Änderungen besser zum Ziel

„Für Studienteilnehmende, die von sich aus hoch motiviert waren und über viel Selbstkontrolle verfügten, hat die Strategie der radikalen Veränderung super geklappt“, sagt Sophie Lohmann. „Das Problem war nur, nicht alle haben ihren Vorstellungen entsprechend geplant“, ergänzt die Forscherin. Möglicherweise habe Vorwissen bei den Teilnehmenden darüber gefehlt, was große oder kleine Veränderungen im Bereich des Sprachlernens bedeuten. Zudem hatten wohl nicht alle Teilnehmenden das Selbstvertrauen, die Lernphase durchziehen zu können oder überhaupt durchziehen wollen.

„Wir schlussfolgern, dass Lernende von kleinen Schritten häufig demotiviert werden, da sie nur langsam Verbesserungen an sich erkennen“, sagt Sophie Lohmann. Zudem verleite die Strategie der kleinen Schritte zum Aufschieben der Aufgaben. Große Schritte würden die Lernenden dagegen häufig stärker herausfordern und sie anspornen ihre Ziele auch zu erreichen.

Originalpublikation

Lohmann, S.: Going all in or going slow: Preferences for radical versus incremental trajectories of behavior change. Doctoral dissertation, University of Illnois at Urbana-Champaign (2019).

Über Rostock's Eleven

Rostock's Eleven ist ein gemeinsames Projekt aller Forschungseinrichtungen in Rostock. Im Rahmen des Projektes stellen sich elf junge Nachwuchswissenschaftler*innen aus elf Rostocker Forschungseinrichtungen elf Wissenschaftsjournalist*innen aus dem gesamten Bundesgebiet und präsentieren ihnen ihre Forschungsprojekte. Am Endes des Tages wird der beste Vortrag ausgezeichnet.

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