17. März 2025 | News
Wie hat sich die Covid-19-Impfung auf die Geburtenrate ausgewirkt?
MPIDR-Forschende untersuchen den Rückgang der Fertilität als Reaktion auf den Beginn der Covid-19-Impfkampagne
Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) hat einen Zusammenhang zwischen der Einführung der Covid-19-Impfung und einem Rückgang der Geburtenraten neun Monate später festgestellt. In den meisten untersuchten Ländern kehrten die Geburtenraten nach der Impfung jedoch wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurück. Es wurden keine Hinweise auf langfristige negative Auswirkungen der Covid-19-Impfung auf die Geburtenrate gefunden.

Forschende des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) haben den Zusammenhang zwischen der Einführung der Covid-19-Impfung und dem Rückgang der Geburtenraten neun Monate später untersucht. © iStockphoto.com / Leonsbox
- COVID-19-Impfung mit kurzfristigen Veränderungen der Geburtenraten in Verbindung gebracht
- Verhaltensänderung als wahrscheinliche Ursache
- Geburtenraten kehrte größtenteils auf das Niveau vor der Pandemie zurück
- Keine Hinweise auf langfristige negative Auswirkungen der Covid-19-Impfung auf Fertilitätstrends
Die Pandemie führte zu starken Schwankungen der Fertilitätstrends, wobei zwischen den Ländern gleichzeitig Rückgänge und Anstiege der Fertilität zu verzeichnen waren. Anfang 2022 kam es in vielen Ländern zu einem deutlichen Rückgang der Geburtenziffern. Diese Geburten standen im Zusammenhang mit Empfängnissen im Frühjahr/Sommer 2021 – zu dieser Zeit begannen in vielen Ländern auch die Aufrufe und Kampagnen zur Covid-19-Impfung. In einer aktuellen Studie haben Aiva Jasilioniene, Domantas Jasilionis, Dmitri Jdanov und Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) untersucht, inwieweit dieser Abwärtstrend bei der Fertilität mit der COVID-19-Impfung in Verbindung gebracht werden kann.
„Wir haben die Auswirkungen des Ausbruchs der Pandemie und des Beginns der Impfung in 22 Ländern mit hohem Einkommen mit einem diskontinuierlichen Zeitreihen-Design untersucht. Wir analysieren den Zusammenhang zwischen der COVID-19-Impfung und der Fertilität, indem wir zusätzlich die Jugendarbeitslosigkeit, den ,Stringency Index‘* und die Durchimpfungsrate berücksichtigen“, erklärt Aiva Jasilioniene. Die verwendeten Fertilitätsdaten stammen aus der Datenreihe ‚Short-Term Fertility Fluctuations‘ der Human Fertility Database, einem gemeinsamen Projekt des MPIDR und des Vienna Institute of Demography (VID) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
„Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass die COVID-19-Impfkampagne offenbar das Reproduktionsverhalten der Menschen beeinflusst und zum Rückgang der Geburtenraten um die Jahreswende 2021/2022 beigetragen hat“, erklärt die Wissenschaftlerin. Obwohl nur in zehn von 22 Ländern ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der Einführung der COVID-19-Impfung und der Fertilität neun Monate später festgestellt wurde, war in der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Länder eine negative Fertilitätsreaktion auf die COVID-19-Impfung zu beobachten.

Die Abbildung zeigt die Trends der saison- und kalenderbereinigten monatlichen Fertilitätsraten (TFR). Punkte stellen beobachtete Datenpunkte dar, durchgezogene Linien stellen angepasste Werte dar, gestrichelte Linien stellen lineare Extrapolationen der saison- und kalenderbereinigten monatlichen TFR-Trends vor der Pandemie dar und vertikale Linien kennzeichnen Zeiträume (Beginn der Pandemie und Beginn der COVID-19-Impfung, beide um 9 Monate verzögert). © MPIDR
„Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Geburtenrate in den meisten Fällen wieder auf das Niveau vor der Pandemie anstieg. Nur in wenigen Fällen fiel die Fertilität unter den vorhergesagten langfristigen Trend“, sagt Jasilioniene. Die Forschenden betonen, dass der deskriptive Charakter der Studie keine kausalen Aussagen zulässt. Dennoch liefern die Ergebnisse wertvolle Hinweise. Um die komplexe Beziehung zwischen der COVID-19-Impfung und den reproduktiven Entscheidungen und Verhaltensweisen der Menschen zu verstehen, sind weitere Untersuchungen notwendig.
„Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass COVID-19-Impfstoffe direkte negative Auswirkungen auf die menschliche Fortpflanzung haben, und die berichteten Fälle indirekter negativer Auswirkungen erwiesen sich als kurzlebig. Daher ist es wahrscheinlich, dass Verhaltensänderungen die Hauptrolle gespielt haben, indem Frauen bewusst eine Schwangerschaft um den Zeitpunkt der Impfung vermieden haben“, schließt die Wissenschaftlerin ab. Ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen der COVID-19-Impfung und der Fertilität könnte in Zukunft dazu beitragen, politische Maßnahmen zu entwickeln, die die Umsetzung von Fertilitätsplänen in Zeiten epidemiologischer Unsicherheit unterstützen.
*Index der Strenge/Härte der Covid-19-Massnahmen
Originalpublikation
Aiva Jasilioniene, Domantas Jasilionis, Dmitri Jdanov, Mikko Myrskylä: Association between the COVID-19 vaccination campaign and fertility trends: a population-level time series analysis for 22 countries in BMJ Public Health (2025), DOI: 10.1136/ bmjph-2024-001410
Keywords
COVID-19-Pandemie, COVID-19-Impfung, Geburtenraten, Ferilitätstrends, unterbrochene Zeitreihen