30. September 2019 | News | Auf ein Wort
Wie vereint ist Deutschland?

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Wie sich die Demografie, genauer die Sterblichkeit, die Geburtenrate oder das Gesundheitsbefinden in Ost- und Westdeutschland seit dem Mauerfall entwickelt hat, untersuchen mehrere Forscher*innen am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) mit verschiedenen Ansätzen. Hier kommen sie zu Wort.
Zukunft der Gesundheit
Mine Kühn
kuehn@demogr.mpg.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Max Planck Forschungsgruppe Geschlechterunterschiede in Gesundheit und Altern

© MPIDR/Hagedorn
„Es lohnt sich die Gesundheit zwischen Ost- und Westdeutschen zu untersuchen. Interessanterweise gleicht sich die Gesundheit der Frauen in beiden Regionen an, weil Ost-Frauen im Trend angeben, sich gesundheitlich immer besser zu fühlen, während für Ost-Männer sogar ein negativer Gesundheits-Trend ablesbar ist. Neben den wichtigsten Einflussfaktoren wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit, spielt vermutlich das Gesundheitsverhalten eine bedeutende Rolle bei dieser Entwicklung, das in Zukunft noch stärker untersucht werde sollte. Darüber hinaus, glaube ich, dass sich auch innerhalb Ostdeutschlands gesundheitliche Ungleichheiten noch verstärken werden. Deshalb sollten wir auch kleinräumige Veränderungen in den Blick nehmen – das Subsummieren unter West- und Ost-Deutsche greift zu kurz, ist aber der Datenlage geschuldet. Die gefühlte und tatsächliche Gesundheit unterscheidet sich in Deutschland vermutlich von Region zu Region. Diese Unterschiede zu untersuchen, und daraus zielgruppenorientierte Handlungsanweisungen abzuleiten, das ist mein Ziel.“
Pressemitteilung
Männer fallen hinter Frauen zurück
Nach der Wiedervereinigung fühlten sich Männer in Ost wie West gesünder als Frauen. Doch das starke Geschlecht schwächelt. Inzwischen halten sich Männer für kränker als Frauen – vor allem im Osten, zeigt eine neue MPIDR-Studie. Zur Pressemitteilung
Kinder kriegen in Ost und West
Mathias Lerch
lerch@demogr.mpg.de
Stellvertretender Leiter des Arbeitsbereichs Fertilität und Wohlbefinden

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„Im historischen Kontext ist es sicher weiterhin interessant Ost-West–Unterschiede zu untersuchen und sich dabei vor allem die Frage zu stellen, ob es kulturelle Faktoren gibt, die Fertilität beeinflussen. Hatten die ehemals verschiedenen sozialen Systeme Einfluss auf die Haltung zum Kinderkriegen? Mit Blick in die Zukunft, scheint mir eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Faktor zu sein. Wenn wir in Deutschland auf diesem Gebiet Fortschritte machen, dann wird auch die Fertilität wenigstens auf gleichem Niveau bleiben oder steigen. Denn genau das, Familie und Arbeit gleichzeitig möglich machen, ist die Grundlage für eine immer größer werdende Zahl gut ausgebildeter Frauen, um Kinder zu kriegen.“
Zeitschriftenartikel
Lerch, M.: Fertility and union formation during crisis and societal consolidation in the Western Balkans. Population Studies, 72:2, 217-234 (2018) Zum Artikel
Vor allem Alleinerziehende gefährdet
Christian Dudel
dudel@demogr.mpg.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Demografie der Arbeit

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„Trotz aktuell angespannter Lage einzelner Rentner und Rentnerinnen in Deutschland ist die Gruppe der Rentenempfangenden heute insgesamt betrachtet eine Gruppe mit vergleichsweise geringem Armutsrisiko. Weitaus stärker gefährdet sind Alleinerziehende und Menschen mit häufig unterbrochenen Erwerbsbiografien, die über die Lebensarbeitszeit betrachtet, relativ wenig in die Rentenkassen einzahlen. Da diese Gruppen in Zukunft einen größeren Anteil der Rentnerinnen und Rentner ausmachen werden, wird es wahrscheinlich eine steigende Zahl von Menschen mit entsprechend niedrigeren Rentenansprüchen geben."
Pressemitteilung
Die Kinder der Väter
Erstmals berechnete Geburtenrate der Männer zeigt weltweiten Negativrekord in Ostdeutschland. Zur Pressemitteilung
Sterblichkeit: Vor allem Männer im Osten benachteiligt
Pavel Grigoriev
grigoriev@demogr.mpg.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Demografische Daten

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„Für Männer existieren immer noch deutliche Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Osten haben Männer schon lange eine geringere Lebenserwartung als im Westen und eine Trendwende zeichnet sich nicht ab. Anders ist es bei den Frauen: ihre Sterblichkeit hat sich schon vor Jahren angeglichen und bleibt auch auf identischem Niveau. Warum gibt es also die Unterschiede bei den Männern und hier vor allem bei jenen im Erwerbstätigenalter? Entscheidenden Einfluss auf die Sterblichkeit haben die Faktoren Einkommen und Bildung. Da es in Ostdeutschland einen höheren Anteil in der Bevölkerung an Arbeitslosen, an weniger Gebildeten und an Menschen mit geringerem Einkommen gibt als im Westen ist auch die Sterblichkeit höher.“
Pressemitteilung
Höchstes Sterberisiko für Arme und Arbeitslose
Wie stark die Sterblichkeit in Deutschland von Bildung, Einkommen oder Beschäftigungsstatus abhängt, haben Forscher zum ersten Mal belastbar berechnet. Demnach verdoppelt Arbeitslosigkeit das Sterberisiko. Zur Pressemitteilung
Gesundheitsversorgung in Ost und West: Gut betreut?
Peter Eibich
eibich@demogr.mpg.de
Stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Demografie der Arbeit

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„Generell gibt es in der Gesundheitsversorgung zwischen Ost- und Westdeutschland immer noch Ungleichheiten. Wir müssen aber vorsichtig sein und dürfen diese Unterschiede nicht überinterpretieren; etwa, indem man die bestehenden Unterschiede auf tatsächliche kulturelle und gesellschaftliche Verschiedenheiten zurückführt. Es liegt viel mehr an der unterschiedlichen Zusammensetzung der Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland. Durch die starke Migration von Ost- nach Westdeutschland ist die Altersstruktur im Osten eine andere, mehr ältere Menschen und auch mehr Menschen, die mit Arbeitslosigkeit in ihrem Leben zu tun hatten, leben hier. Trotzdem werden in Zukunft die Untschiede vor allem zwischen Stadt und Land erkennbar sein und weniger zwischen Ost- und Westdeutschland. Denn auch jetzt schon gibt es im Osten Deutschlands Metropolregionen mit sehr guter Gesundheitsversorgung und genauso in Westdeutschland ländliche Regionen mit sehr schlechter Anbindung.“
Zeitschriftenartikel
Eibich, P., Ziebarth, N.: Analyzing regional variation in health care utilization using (rich) household microdata. Health Policy, 114, Issue1, 41-53 (2014) Zum Artikel
Dossier: 30 Jahre Mauerfall

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Das Dossier bietet eine Übersicht über Ost-West-Themen zu denen am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) geforscht wird sowie eine Liste mit Expert*innen, die Journalist*innen gerne Auskunft geben. Zum Dossier