22. Mai 2014 | News

Wie viele Kinder willst Du haben?

Weniger als die Hälfte aller Personen, die sagen, dass sie Kinder bekommen möchten, erfüllen sich diesen Wunsch in den folgenden zwei Jahren. © krockenmitte / photocase.com

Die MPIDR-Forscherin Anne-Kristin Kuhnt hat ihre Doktorarbeit erfolgreich verteidigt. In ihrer Arbeit ist sie unter anderem der Frage nachgegangen, was Menschen daran hindert, sich den Wunsch von eigenen Kindern zu erfüllen.

In ihrer Arbeit ist Anne-Kristin Kuhnt im Wesentlichen zwei Fragen nachgegangen, nämlich den folgenden: Bleiben Kinderwünsche über die Zeit stabil? Und in welchem Ausmaß werden  Kinderwünsche tatsächlich realisiert? Die Antworten auf die Fragen sind nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch relevant, da die Differenz zwischen gewünschten und tatsächlich geborenen Kindern als Legitimation familienpolitischer Maßnahmen herangezogen wird.


In ihrer Arbeit nutzte Anne-Kristin Kuhnt Daten aus dem so genannten Beziehungs- und Familienpanel (pairfam), einer aufwendigen Längsschnittstudie in der seit 2008 über 12.000 Menschen bestimmter Kohorten, sowie deren Partner, Eltern und Kinder aus der ganzen Bundesrepublik befragt werden. Die Studie ist weltweit einmalig und ermöglicht den Forschern sehr genau zum Beispiel Partnerschafts- und Generationenbeziehungen sowie Fertilitätsaspekte in unterschiedlichen Lebensphasen zu untersuchen.

In der Befragung wird auch nach so genannten Kinderwunschkonzepten gefragt. So wird zum Beispiel nach der idealen und realistisch erwarteten Kinderzahl gefragt, also ob, und wenn ja, wie viele Kinder sich Frauen und Männer wünschen. Darüber hinaus wird danach gefragt, ob in den nächsten zwei Jahren eine (weitere) Elternschaft angestrebt wird. Zu diesen drei Konzepten werden nicht nur die Studienteilnehmer selber gefragt, sondern auch Daten von aktuellen Partnern erhoben. Das können Ehepartner, aber auch unverheiratete Partner sein, die unter Umständen auch nicht im gemeinsamen Haushalt leben.

Anne-Kristin Kuhnt konnte in ihrer Arbeit aufzeigen, dass die realistisch erwartete Kinderzahl und auch die ideale Kinderwunschzahl relativ wenig Stabilität aufweisen. Dabei zeigten sich bei den Frauen etwas stabilere Ergebnisse als bei den Männern. Es zeigte sich aber auch, dass die Angaben zu den Kinderwunschkonzepten mit wachsendem Alter der Befragten stabiler wurden. Eine entscheidende Rolle für die Stabilität von Kinderwünschen spielt der Partner. Veränderungen im Partnerschaftsstatus, also Trennungen oder das Finden eines neuen Partners, führen häufiger zu einer Erhöhung oder Reduzierung der Angaben zu der realistisch erwarteten Kinderzahl.

Weniger als die Hälfte aller Personen, die äußern, dass sie Kinder bekommen möchten, setzen diesen Wunsch im Zeitraum von zwei Jahren um, so ein Ergebnis der Dissertation. Unterschiede zeigen sich hier vor allem hinsichtlich des bereits bestehenden Elternschaftsstatus. Menschen, die bereits Eltern sind, setzten ihren Plan, noch ein Kind zu bekommen, häufiger um als bis dato Kinderlose. Die Absicht ein Kind zu bekommen ist dennoch kein Garant dafür, dass dieses Kind tatsächlich zur Welt kommt. Sehr viel zuverlässiger für die Prognose ist die so genannte negative Intention: Mehrt als 90 Prozent der Menschen, die angaben keinen Nachwuchs zu planen, handelten gemäß dieser geäußerten Absicht und bekamen innerhalb des erfragten Zeitrahmens kein Kind beziehungsweise kein weiteres Kind.

Für die Familienpolitik interessant ist die Frage, warum die Menschen ihren Wunsch nach einem Kind nicht umsetzen. Auch auf diese Frage hat Anne-Kristin Kuhnt Antworten gefunden. Ein Hindernis ist das Fehlen eines Partner. Das zweite ist die berufliche Situation. So setzen in Vollzeit erwerbstätige Männer häufiger ihren Kinderwunsch um, als Arbeitslose oder geringfügig Beschäftigte – ein Aspekt, der laut Anne-Kristin Kuhnt durchaus von Bedeutung ist. „In das private Umfeld kann und sollte Politik natürlich nicht eingreifen,“ so die Wissenschaftlerin. „Dass der Erwerbsstatus aber darüber entscheidet, ob Menschen ihre Kinderwünsche umsetzen, dieser Faktor könnte sozialpolitisch relevant sein.“

Anne-Kristin Kuhnt forscht in der MPIDR-Arbeitsgruppe Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie. Am 22. Mai 2014 hat sie ihre Dissertation mit dem Titel "Kinderwünsche im Lebensverlauf – Analysen auf Basis des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam)" an der Universität Rostock erfolgreich verteidigt.

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