25. November 2020 | Pressemitteilung

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Späte Mütter bekommen nicht unbedingt weniger Kinder

Frauen mit mindestens Master-Abschluss bekommen ihr erstes Kind im Schnitt später als Frauen mit Bachelor-Abschluss. © iStockphoto.com/svetikd

Wie viele Kinder und, wenn US-Amerikanerinnen mit Universitätsabschluss Kinder bekommen, wann sie welche haben, beantwortet Forscherin Natalie Nitsche in ihrer aktuellen Studie. Sie vergleicht zwei Gruppen hochgebildeter Frauen im Zeitverlauf der vergangenen 80 Jahre und beschreibt fünf Phasen unterschiedlichen Geburtenverhaltens.

Wie unterscheiden sich Geburten-Timing und Kinderzahl von Frauen mit Bachelor-Abschluss vom Geburtenverhalten von Frauen mit mindestens einem Master-Abschluss? Diese Frage untersuchte Natalie Nitsche, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock zusammen mit einer Kollegin für US-Amerikanerinnen, die zwischen 1920 und 1986 geboren wurden.

Sie beschreibt fünf verschiedene Phasen des Geburtenverhaltens. In jeder der fünf Phasen bekommen Frauen mit mindestens einem Master-Abschluss später im Leben ihr erstes Kind, als Frauen mit Bachelor-Abschluss. Sie haben im Durchschnitt auch weniger Kinder, und mehr von ihnen bleiben kinderlos. Ihre Studie veröffentlichten die beiden Forscherinnen im European Journal of Population.

Für Frauen beider Bildungsniveaus beschreibt Natalie Nitsche zusammen mit ihrer Kollegin fünf Phasen mit unterschiedlichem Geburtenverhalten. Für den gesamten untersuchten Zeitraum zeigt sich, dass sowohl Frauen mit einem Bachelor-Abschluss als auch Frauen mit mindestens einem Masterabschluss zuerst im Schnitt weniger Kinder bekommen haben, und sich erst danach das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt erhöhte. © MPIDR

Grafik herunterladen (PNG-Datei, 610 kB)

Für ihre Analysen verwendeten die Forscherinnen Daten aus der Langzeitumfrage US Current Population Survey (CPS). Sie untersucht vor allem die Arbeitsmarktsituation und veröffentlicht alle zwei Jahre auch Daten zum Geburtenverhalten.

Frauen mit Universitätsabschluss ändern ihr Geburtenverhalten in fünf Phasen

Nicht nur beim Vergleich der Frauen mit verschiedenen Bildungsabschlüssen zeigen sich Unterschiede. Auch Frauen mit gleichem Bildungsniveau aus verschiedenen Jahrgängen unterscheiden sich beim Geburtenverhalten. Ein Viertel der Frauen mit mindestens einem Masterabschluss, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurden, sind im Schnitt erst mit 34 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden. Frauen mit gleichem Bildungsgrad, die früher geboren wurden – zwischen 1951 und 1955 – waren bei der Geburt ihres ersten Kindes dagegen „nur“ 32 Jahre alt. Trotzdem ist der Anteil kinderloser Frauen in der älteren Generation deutlich größer. Hier haben rund 33 Prozent keine Kinder, in der Gruppe der Frauen, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurden, liegt der Anteil nur noch bei 24 Prozent.

„Wir zeigen in unserer Studie, dass nicht automatisch weniger Kinder pro Frau in einer Kohorte geboren werden, wenn viele Frauen ihr erstes Kind erst spät bekommen. Auch der Anteil der Frauen, die am Ende gar keine Kinder bekommen muss nicht zwingend steigen“, sagt Natalie Nitsche.

Originalpublikation

Nitsche, N., Brückner, H.: Late, but not too Late? Postponement of First Birth among Highly Educated U.S. Women. European Journal of Population (2020) DOI: 10.1007/s10680-020-09571-z

Autorinnen und der Arbeitgeber

Natalie Nitsche, Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock

Hannah Brückner, NYU Abu Dhabi, Abu Dhabi

Kontakt

Leiterin des Arbeitsbereichs Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen

Silvia Leek

E-Mail

+49 381 2081-143

Redakteurin Wissenschaftskommunikation

Silke Schulz

E-Mail

+49 381 2081-153

Was nun?

Zur Startseite

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.