17. Februar 2023 | Pressemitteilung

Eltern in Deutschland: Welche Rolle spielt der Charakter bei der Entscheidung Kinder zu haben?

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Eigenschaften wie Empathie, Gewissenhaftigkeit oder Extravertiertheit wirken sich auf die Wahrscheinlichkeit aus, Kinder zu bekommen. Das zeigt MPIDR-Doktorand Steffen Peters in seiner neuen Studie mit Hilfe von Längsschnittdaten aus dem Sozio-oekonomischen Panel.

Die Entscheidung für oder gegen eigene Kinder ist heute in Deutschland auch eine Frage von Individualisierung und Selbstverwirklichung. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Charaktereigenschaften dabei eine Rolle spielen.

Wie sich Eigenschaften nach dem sogenannten Five Factor Model, einem anerkannten Persönlichkeitsmodell, auf die Wahrscheinlichkeit auswirken in Zukunft Kinder zu haben hat Steffen Peters, Doktorand am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht. Seine Studie ist jetzt im Fachjournal Genus erschienen.

„Soweit mir bekannt, ist meine Studie die erste, die Charaktereigenschaften nach dem Five Factor Model ausschließlich vor der Geburt des ersten und zweiten Kindes erfasst. Das ist wichtig, denn Persönlichkeitsmerkmale können sich durch das Elternsein verändern. Durch meine Vorgehensweise schließe ich umgekehrte Kausalität aus“, sagt Steffen Peters.

Wer extravertiert ist, hat eher Kinder

Mit Hilfe von Längsschnittdaten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) von 2005 bis 2017 hat Steffen Peters den Einfluss folgender fünf Charaktereigenschaften auf das Kinderkriegen in Deutschland untersucht: Empathie, Gewissenhaftigkeit, Extravertiertheit, Neurotizismus und Aufgeschlossenheit.

Er hat herausgefunden, dass vor allem Extravertiertheit die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen, erhöht, allerdings senkt diese Eigenschaft die Chancen auf ein zweites Kind.

Empathie begünstigt die Chancen auf ein erstes und – wenigstens bei Männern – auch auf ein zweites Kind. Generell sind diese Zusammenhänge verstärkt bei Männern zu finden. Dagegen scheinen Charaktereigenschaften bei Frauen eher eine untergeordnete Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eigene Kinder zu spielen. Bei Frauen senkt nur Gewissenhaftigkeit die Wahrscheinlichkeit ein zweites Kind zu bekommen.

„Individuelle Eigenschaften sind grundlegend für die Analyse demografischer Prozesse“

Mit weitergehenden Analysen zeigt Steffen Peters, dass der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und der Entscheidung für Kinder zu einem gewissen Maß auch von anderen Faktoren wie dem Partnerschaftsstatus, dem Einkommen und dem Bildungsniveau abhängt. Gleichzeitig sagt die bestehende Forschung, dass diese Faktoren wiederum von der Persönlichkeit beeinflusst werden. So sind bestimmte Charaktereigenschaften etwa mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, zu heiraten oder ein höheres Bildungsniveau zu erreichen.

„Aus meiner Sicht sind individuelle Charaktereigenschaften essentiell, um demografische Prozesse wie Geburtenraten oder Gesundheitsverhalten zu erklären. Jeder und jede Einzelne hat unterschiedliche Gründe für und verschiedene Einstellungen zu gewissen Entscheidungen im Leben“, sagt Steffen Peters.

Originalpublikation

Peters, S.: The prospective power of personality on childbearing: A longitudinal study based on data from Germany. Genus (2023). DOI: 10.1186/s41118-023-00184-y

Autor und Institution

Steffen Peters, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock

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MPIDR-Autor der Studie

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Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.