20. Januar 2022 | Pressemitteilung
Familiengründung von Migrant*innen hängt von sozialer Schicht und Geschlecht ab
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Migrant*innen aus lateinamerikanischen und karibischen Ländern zeigen kein einheitliches Muster bei der Familiengründung - es ist abhängig von sozialer Schicht und Geschlecht. Denn Migrationserfahrung hat keinen Einfluss auf die Familiengründung von sozial und wirtschaftlich privilegierten Personen, wohl aber auf die von benachteiligten Personen.
„Was uns am meisten interessierte, war die Frage, wie das Zusammenspiel von Geschlechterbeziehungen und sozialer Schicht die demografischen Muster prägt“, sagt Andrés Castro, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, darüber, warum er und seine Kollegin Edith Y. Gutiérrez V., Professorin an der Universität von Guadalajara, an der Studie gearbeitet haben, die jetzt in der International Migration Review veröffentlichten wurde.
Ihre wichtigste Erkenntnis ist einfach: Migration ist nicht mit einer bestimmten oder einzigen Art der Familiengründung oder mit einer Veränderung in eine bestimmte Richtung verbunden.
Zudem scheint die Familiengründung bei sozial und wirtschaftlich privilegierten Personen nicht von der eigenen Migrationserfahrung beeinflusst zu werden. Bei gesellschaftlich und wirtschaftlich benachteiligten Personen stört die Migrationserfahrung die Familiengründung und -auflösung erheblich.
Familiengründung von Frauen ist also stärker von der eigenen Migrationserfahrung beeinflusst, als die von Männern. „Diese beiden Schlussfolgerungen bestätigen, dass Klassen- und Geschlechterzusammenhänge zwei Faktoren sind, die die Neigung des Einzelnen zu bestimmten Verläufen der Familiengründung prägen; Migration kann diese Faktoren stören, ohne ihren Einfluss vollständig aufzuheben“, sagt Andrés Castro.
Daten von 16.000 Männern und Frauen ausgewertet
Die Forschenden nutzten rückblickende Informationen über die Gründung und Auflösung von Familien und die Migrationsgeschichte, die vom Mexican Migration Project und dem Latin American Migration Project erhoben wurden. Anhand dieser Daten konnten sie die Familien- und Migrationsgeschichten von 16.000 Männern und Frauen aus acht lateinamerikanischen und karibischen Ländern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts analysieren - etwa 6.000 von ihnen sind in diesem Zeitraum migriert.
„In unserer Studie haben wir geschlechts- und klassenspezifische Unterschiede aufgedeckt, beschrieben und interpretiert. Damit ermöglichen wir ein differenzierteres Verständnis der Wechselbeziehung zwischen den demografischen Prozessen der Familiengründung und der Migration im Laufe des Lebens“, sagt Andrés Castro.
Originalpublikation
Castro Torres, A. F.., Gutiérrez Vazquez, E.Y.: Gendered and stratified family formation trajectories in the context of Latin American migration, 1950 to 2000. International Migration Review (2022). DOI:10.1177/01979183211067768
Autor*innen und Institutionen
Andrés Felipe Castro Torres, Max-Planck-Institut für demographische Forschung, Rostock
Edith Yolanda Gutiérrez Vázquez, Universität Guadalajara