09. März 2023 | Pressemitteilung

Gesundheit in den USA: Frauen über 50 verbringen mehr Zeit ohne Partner und sind länger kognitiv beeinträchtigt als Männer

© iStockphoto.com/FG Trade

Ein Team des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und der Universität St. Andrews in Schottland rechnete hoch, wie lange eine 50-jährige Person in den USA bis zum Lebensende ohne Partner*in leben und/oder kognitiv beeinträchtigt sein wird. In ihrer in der Fachzeitschrift „Population Studies“ veröffentlichten Studie stellen die Forschenden Unterschiede von bis zu 10 Jahren sowohl zwischen Frauen und Männern als auch zwischen ethnischen Gruppen fest.

Wenn man im Alter ohne Partner*in lebt, verliert man einen wesentlichen Teil der Pflege, der sozialen Unterstützung und der Hilfe zum erfolgreichen Altern. „Unsere Studie untersucht als erste, mit wie vielen Jahren eine 50-jährige Frau oder ein 50-jähriger Mann in den USA rechnen muss, ohne Partner zu leben und/oder kognitiv beeinträchtigt zu sein,“ sagt Shubhankar Sharma, Doktorand am MPIDR und an der University of St Andrews.

Zusammen mit seinen Co-Autor*innen kommt er zu dem Ergebnis, dass Männer in den USA bei einer durchschnittlichen verbleibenden Lebenserwartung von 28,3 Jahren im Alter von 50 7,5 Jahre ohne Partner*in leben werden. Frauen mit einer restlichen Lebenserwartung von 33,0 Jahren im Alter von 50 können damit rechnen, 17,4 Jahre ohne einen Partner*in zu leben. Frauen verbringen also ein Jahrzehnt länger allein als Männer.

Schwarze Frauen müssen fünf Jahre mehr ohne Partner auskommen als weiße Frauen

In einem zweiten Schritt untersuchten die Forschenden soziodemografische Ungleichheiten. Schwarze Männer können damit rechnen, mit 50 bis zum Lebensende etwa 11 Jahre ohne Partner*in zu leben. Schwarze Frauen werden im Schnitt 22 Jahre allein leben. Obwohl die verbleibende Lebenserwartung schwarzer Frauen und Männer mit 50 Jahren niedriger ist als die durchschnittliche Lebenserwartung, werden sie länger alleine leben. Für schwarze Männer sind es etwa vier Jahre länger als für weiße Männer, während schwarze Frauen fünf Jahre länger ohne Partner leben als weiße.

Was die kognitiven Beeinträchtigungen betrifft, so stellen die Forschenden fest, dass Frauen im Durchschnitt zwei Jahre länger als Männer kognitiv beeinträchtig und allein leben. Schwarze und Latinx-Frauen leben zwei Mal länger mit kognitiven Beeinträchtigungen und ohne Partner*in als weiße Frauen, und alle Frauen ohne Highschool-Abschluss leben fünf Jahre länger kognitiv beeinträchtigt und allein als Frauen mit höherer Bildung.

Für ihre Berechnungen werteten die Forschenden Daten der US Health and Retirement Study (HRS) der Jahre 1998 bis 2016 mit innovativen multistate models aus. Bei HRS handelt es sich um eine landesweit repräsentative Längsschnittstudie in den USA mit Erwachsenen ab 50 Jahren.

Kognitiv beeinträchtigt und ohne Partner*in zu leben, kann ein erheblicher Nachteil sein

Neben der Alterung der Bevölkerung sind kognitive Beeinträchtigungen in den USA zu einem wichtigen Problem für die Gesundheit der Bevölkerung geworden. Die Mehrheit der kognitiv beeinträchtigten Erwachsenen wird von Familienangehörigen betreut, was zum Teil auf die erheblichen Kosten formeller Betreuung im Rahmen des Gesundheitssystems zurückzuführen ist. Meist sind Partner*innen für die Pflege zu Hause zuständig, und sie sind auch ein wesentlicher Teil der emotionalen Unterstützung. Folglich kann es ein erheblicher Nachteil sein, kognitiv beeinträchtigt und ohne Partner*in zu leben.

Wir kommen daher zu dem Schluss, dass Frauen, Schwarze, Latinx und Erwachsene ohne Highschool-Abschluss mehr Zugang zu Interventionsprogrammen benötigen. Dazu gehört zum Beispiel mehr Unterstützung bei der häuslichen Pflege,“ sagt Shubhankar Sharma.

Originalpublikation

Sharma, S., Hale, J.M., Myrskylä, M., Kulu, H.: Cognitive impairment and partnership status in the United States, 1998–2016, by sex, race/ethnicity, and education. Population Studies (2023) DOI: 10.1080/00324728.2023.2174267

Autor*innen und Institutionen

Shubhankar Sharma, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock; University of St Andrews

Jo Mhairi Hale, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock; University of St Andrews

Mikko Myrskylä, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock; Universität Helsinki

Hill Kulu, University of St Andrews

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