21. Oktober 2021 | Pressemitteilung

Neue Studie analysiert Zusammenhänge zwischen Familienmerkmalen

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Andrés Castro, Forscher am MPIDR, und seine Kollegen liefern eine ausführliche Beschreibung der Familienkonfigurationen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und finden Zusammenhänge, die Trends erklären, die in früheren Studien paradox erschienen.

„Wir liefern eine detaillierte Beschreibung von Familienkonfigurationen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, wie sie sich über den Globus verteilen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern“, sagt Andrés Castro, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Die Studie wurde in der Zeitschrift Population, Space and Place veröffentlicht.

Andrés Castro und Kollegen von der McGill University und der University of Pennsylvania erstellten Familienkonfigurationen: eine Reihe von miteinander verbundenen Merkmalen, die verschiedene Muster der Familienbildung und -struktur beschreiben. Zu diesen Merkmalen gehören unter anderem Partnerschaften und deren Stabilität, Geschlechterrollen, Haushaltszusammensetzung und Geburtenraten.

Starke Korrelation zwischen traditionellen Partnerschaften und Geschlechternormen

Die Forscher stützten sich auf 20 Familienindikatoren aus 254 demografischen Erhebungen, die in 75 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen seit 1990 durchgeführt wurden. „Mithilfe von Cluster-Techniken konnten wir unsere Familienindikatoren zu sechs Familienkonfigurationen zusammenfassen“, sagt Andrés Castro.

Die Forscher fanden eine starke Korrelation zwischen traditionellen Partnerschaften und traditionellen Geschlechternormen sowohl in den einzelnen Haushalten als auch in der Gesellschaft. Das bedeutet: in Regionen, in denen frühe Heirat, dauerhafte Partnerschaften und frühe Mutterschaft die Norm sind, nehmen Frauen zum Beispiel nur selten an Entscheidungsprozessen oder am formellen Arbeitsmarkt teil.

Geringer Einfluss auf die Geburtenrate

„Interessanterweise haben diese Konstellationen keinen großen Einfluss auf die Geburtenraten“, sagt Andrés Castro. Traditionelle Partnerschafts- und Geschlechternormen sind sowohl in Gesellschaften mit hoher als auch mit niedriger Geburtenrate zu finden.

Die Forscher fanden auch heraus, dass sich in Afrika und Lateinamerika die Familienkonfigurationen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten unterscheiden. Dies ist in Asien, dem Nahen Osten und den ehemaligen Sowjetrepubliken dagegen weniger häufig der Fall. „Diese geografischen Unterschiede deuten darauf hin, dass sich das so genannte westliche Familienmodell ungleichmäßig über die Welt verbreitet hat, und dass es sich eher in städtischen als in ländlichen Gebieten durchgesetzt hat“, sagt Andrés Castro.

Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten

Familienkonfigurationen unterscheiden sich auch darin, wie sich ihre Merkmale im Laufe der Zeit verändern. Im Allgemeinen ist dieser Wandel ungleichmäßig; es gibt beispielsweise starre Familienkonfigurationen in ländlichen Gebieten in Asien und im Nahen Osten sowie sich schnell verändernde, weniger traditionelle Familienkonfigurationen in Städten in Lateinamerika und Afrika.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Perspektive, die die Wechselbeziehungen zwischen Familienmerkmalen wie Partnerschaften, Geschlechterrollen, Haushaltszusammensetzung und Geburtenrate berücksichtigt“, sagt Andrés Castro. Die Muster, die die Forscher gefunden haben, waren nur deshalb erkennbar, weil sie sich auf die Wechselbeziehungen zwischen den Familienmerkmalen konzentrierten. „Deshalb hilft unser Ansatz, Trends zu beleuchten, die in früheren Studien als paradox bezeichnet wurden“, sagt Andrés Castro.

Originalpublikation

Castro, A., Pesando, L.M., Kohler, H.P., Furstenberg, F.F.: Family Change and Variation Through the Lens of Family Configurations in Low- and Middle-Income Countries. Population, Space and Place (2021). DOI: 10.1002/psp.2531

Autor*innen und Institutionen

Andrés Castro, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock

Luca Maria Pesando, McGill University

Hans-Peter Kohler, University of Pennsylvania

Frank F. Furstenberg, University of Pennsylvania

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Autor der Studie

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