29. Juli 2021 | Pressemitteilung

Späterer Renteneintritt verlangsamt kognitiven Verfall

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Länger im Arbeitsleben zu stehen, schützt davor geistig abzubauen. Dabei ist der positive Effekt eher darauf zurückzuführen, dass sich der kognitive Verfall verlangsamt, als darauf, dass sich die mentalen Funktionen verbessern. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von MPIDR-Forscher Angelo Lorenti und Kolleg*innen, die Daten der U.S. Health and Retirement Study auswerteten.

Bis zum Alter von 67 Jahren im Arbeitsleben zu stehen, verlangsamt den kognitiven Verfall und schützt vor geistigen Beeinträchtigungen, wie sie etwa durch Alzheimer verursacht werden. Dieser Effekt tritt wohl unabhängig von Geschlecht, Bildungsniveau und Beruf auf. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentliche das Forschenden-Team mit Jo Mhairi Hale, Maarten J. Bijlsma und Angelo Lorenti, alle vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock in der Fachzeitschrift SSM Population Health.

Das Team wertete Daten aus der Health and Retirement Study von mehr als 20.000 US-Amerikaner*innen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren aus, die irgendwann zwischen 1996 und 2014 am Arbeitsmarkt teilnahmen.

Es gibt beeinflussbare Risikofaktoren

Mit der alternden Bevölkerung wächst auch die Sorge um die steigende Zahl von Alzheimer-Erkrankungen. Da es noch keine Heilung für diese Krankheit gibt, ist es wichtig, zu verstehen, welche Faktoren die geistigen Fähigkeiten während des ganzen Lebens beeinflussen. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf beeinflussbare Risikofaktoren liegen.

„In dieser Studie untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Ruhestand und kognitiven Fähigkeiten aus der Perspektive des gesamten Lebenswegs“, sagt Angelo Lorenti. Dieser Weg beginnt mit der sozialen Herkunft also der ethnischen Zugehörigkeit, dem Geschlecht sowie dem sozialen und wirtschaftlichen Status in der frühen Lebensphase, er geht weiter mit dem erreichten Bildungsniveau, dem ausgeübten Beruf sowie dem Gesundheitsverhalten und er reicht bis hin zu Faktoren wie dem Status der Partnerschaft sowie der psychischen und körperlichen Gesundheit. All diese Faktoren addieren sich und interagieren im Laufe des Lebens. Sie beeinflussen sowohl die kognitiven Fähigkeiten als auch das Alter bei der Pensionierung.

In vielen Ländern wurde das Renteneintrittsalter angehoben

„Wir haben auch untersucht, wie der demografische Wandel mit der Arbeitsmarktdynamik interagiert“, sagt Angelo Lorenti. In vielen Ländern haben die Regierungen Maßnahmen ergriffen um das gesetzliche Renteneintrittsalter zu erhöhen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, ob ein späterer Renteneintritt gesundheitliche Folgen haben kann, besonders auf die kognitiven Funktionen. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass es eine unbeabsichtigte, positive Folge eines späteren Renteneintritts gibt“, sagt Angelo Lorenti.

Originalpublikation

Hale, J.M., Bijlsma, M.J., Lorenti, A.: Does postponing retirement affect cognitive function? A counterfactual experiment to disentangle life course risk factors. SSM Population Health (2021). DOI: 10.1016/j.ssmph.2021.100855

Autor*innen und Institutionen

Jo Mhairi Hale, University of St Andrews; Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock

Maarten J. Bijlsma, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock; Unit PharmacoTherapy,-Epidemiology, & -Economics, Groningen Research Institute of Pharmacy, University of Groningen

Angelo Lorenti, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock

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