17. Juni 2015 | News

Christine Schnor erhält Otto-Hahn-Medaille

Die ehemalige MPIDR-Forscherin Christine Schnor ist am 17. Juni anlässlich der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft mit der mit 7500 Euro dotierten Otto-Hahn-Medaille für ihre Forschungsarbeit ausgezeichnet worden. Christine Schnor untersuchte für ihre Dissertation das Trennungsverhalten von jungen Paaren. Ihre vergleichende Studie trägt dazu bei besser zu verstehen, welche Faktoren eine Beziehung stabilisieren und welche das Trennungsrisiko erhöhen.

In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Christine Schnor mit dem Trennungsverhalten von Paaren in Deutschland und konzentrierte sich dabei insbesondere auf jene Partnerschaften, aus denen Kinder hervorgegangen sind. Datenbasis für diese Studie war das Beziehungs- und Familienpanel (pairfam), dessen Partnerschaftsverläufe in einem umfassenden Ereignisdatensatz aufbereitet wurden.

Sie untersuchte dabei vor allem die Unterschiede im Trennungsverhalten zwischen Ost- und Westdeutschland. Ostdeutsche sind wesentlich häufiger konfessionslos und bekommen häufiger Kinder außerhalb der Ehe als Westdeutsche, aber auch häufiger als die meisten anderen Europäer. Die außergewöhnliche regionale Heterogenität macht Deutschland zu einem interessanten Untersuchungsobjekt für die familiendemografische Forschung. Die genannten Unterschiede können dazu führen, dass die ostdeutschen Partnerschaften insgesamt instabiler als westdeutsche Partnerschaften sind: Eine fehlende religiöse und eheliche Bindung erhöhen das Trennungsrisiko auf individueller Ebene, so haben es zumindest eine Vielzahl von Untersuchungen gezeigt.

In ihrer Dissertation konnte Christine Schnor mit einer in der Wissenschaft und in der Gesellschaft weit verbreiteten Fehleinschätzung aufräumen, nämlich dass das Trennungsrisiko bei unverheirateten Paaren grundsätzlich größer ist als bei Paaren, die sich getraut haben. Sie fand heraus, dass sich ost- und westdeutsche Eltern in ihrer Beziehungsstabilität nicht unterscheiden, trotz ihres unterschiedlichen Kontextes. Zudem konnte sie aufzeigen, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern in Ostdeutschland stabiler sind als in Westdeutschland. Dies führt Christine Schnor im Wesentlichen darauf zurück, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften in Ostdeutschland eine größere Verbreitung haben als in Westdeutschland und diese Lebensformen zum einen sozial akzeptierter und zum anderen weniger selektiv sind. Mit diesem Befund stellt sie die Ergebnisse US-amerikanischer Studien in Frage, die, ohne auf unterschiedliche Kontexte einzugehen, nichtehelichen Partnerschaften eine geringere Stabilität als ehelichen Lebensgemeinschaften attestiert haben. Sie fand außerdem heraus, dass Dauer der Partnerschaft und religiöser Hintergrund wichtige Faktoren sind, die sowohl die Wahl der Partnerschaftsform bei Geburt als auch das Trennungsrisiko beeinflussen.

„Christine Schnor hat mit ihrer Forschung ein nuanciertes Bild der Determinanten von Trennung und Scheidung von Paaren mit Kindern gezeichnet.  Sie hat eine Forschungslücke für Deutschland gefüllt, wo es bislang nur marginale Befunde zum Partnerschaftsverlauf von Personen mit Kindern gab“, sagt MPIDR-Wissenschaftlerin Michaela Kreyenfeld, die Christine Schnors Promotionsarbeit am MPIDR betreut hat.

„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Das Arbeiten am Max-Planck-Institut hat mir viel Freude gemacht. Auch wenn ich jetzt in Belgien lebe und arbeite, fühle ich mich noch sehr mit dem MPIDR verbunden – es bleibt meine professionelle Heimat. Der internationale Geist des Instituts hat mich nachhaltig geprägt. Das Preisgeld möchte ich daher gerne für einen weiteren Forschungsaufenthalt im europäischen Ausland verwenden“, sagt Christine Schnor.

Christine Schnor hat ihre Promotionsarbeit mit dem Titel „Partnerschafts- und Familiengründungskontexte als Determinanten der Beziehungsstabilität“ an der Universität Rostock abgeschlossen. Die Arbeit wurde von Michaela Kreyenfeld (MPIDR) and Heike Trappe (Universität Rostock) betreut. Christine Schnor hat drei Jahre am MPIDR in der Arbeitsgruppe Soziale und Ökonomische Demografie geforscht. Im Oktober 2013 wechselte sie an die Vrije Universiteit Brussel (Freie Universität Brüssel). Seit August 2014 ist sie Postdoktorandin am Zentrum für Soziologische Forschung der Sozialwisssenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Leuven, Belgien.

Mit der Otto-Hahn-Medaille zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, aus. Diese ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7500 Euro verbunden. Durch die Preisverleihung sollen besonders begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer späteren Hochschul- oder Forscherkarriere motiviert werden. Seit 1978 wurden bereits über 850 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Medaille ausgezeichnet.

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