21. Januar 2025 | News | Blog@MPIDR
Meine Erkenntnisse von der COP29 in Baku
Autor: Risto Conte Keivabu

© Risto Conte Keivabu
Wie in den vergangenen Jahren entsandte die Max-Planck-Gesellschaft eine Beobachterdelegation zur Vertragsstaatenkonferenz (COP), die im November 2024 in Baku (Aserbaidschan) stattfand. Die COP-Konferenzen werden unter der Schirmherrschaft der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) organisiert und sind ein wichtiger internationaler Treffpunkt, an dem Delegationen verschiedener Regierungs-, Nichtregierungs- und anderer Institutionen zusammenkommen, um sich auf zukünftige Ziele im Umgang mit den enormen Herausforderungen des Klimawandels zu einigen.
Im November 2024 hatte ich das Glück, Teil einer dreiköpfigen Max-Planck-Delegation zu sein. Für mich als Sozialwissenschaftler, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Bevölkerung und Gesundheit beschäftigt, waren drei Aspekte wichtig, um an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen.
- Erstens hatte ich die Möglichkeit, mein gewohntes akademisches Umfeld zu verlassen und mehr über politische und diplomatische Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu erfahren.
- Zweitens konnte ich Einblicke in die Informationsdefizite einiger staatlicher und nichtstaatlicher Akteure gewinnen. Zum Beispiel haben einige Regierungen erklärt, wie schwierig es für sie ist, Zahlen über die Auswirkungen von Umweltgefahren auf ihrem Territorium zu erhalten.
- Schließlich hat mich die Teilnahme an der COP29 dazu inspiriert, zukünftige Forschungsarbeiten durchzuführen, die darauf abzielen, einen breiteren gesellschaftlichen Nutzen zu schaffen und die Wissenslücken in Bezug auf die Herausforderungen, die der Klimawandel für die Gesellschaft mit sich bringt, zu schließen.

© Risto Conte Keivabu
In der zweiten Woche der Konferenz erhielt ich einen Beobachterpass und somit Zugang zum Hauptveranstaltungsort der Konferenz. Die Hauptveranstaltung fand in der „blauen Zone“ statt, in der sich die Hauptversammlungen und Pavillons befanden. Ein weiterer Bereich, die so genannte „grüne Zone“, beherbergte Pavillons lokaler Unternehmen und anderer Verbände und war für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Hauptveranstaltung fand jedoch in der blauen Zone statt, wo ich die meiste Zeit während der Konferenz verbracht habe.

Die Kinder setzen sich dafür ein, dass die Jugend bei der nächsten COP in Brasilien verstärkt vertreten sein muss. © Risto Conte Keivabu
Mein Hauptziel bei der COP29 war es, einen tieferen Einblick in die Diskussionen über die Auswirkungen des Klimawandels auf Gesundheit und Bevölkerungsentwicklung zu gewinnen. Die Auswahl an Veranstaltungen, an denen man teilnehmen konnte, war überwältigend und reichte von Plenarsitzungen, Pressekonferenzen, Demonstrationen von Aktivisten bis hin zu Podiumsdiskussionen, die in Pavillons organisiert wurden. Aus wissenschaftlicher Sicht waren für mich die Podiumsdiskussionen in den Pavillons am interessantesten. Diese wurden von einzelnen Ländern, NGOs und zivilgesellschaftlichen Organisationen veranstaltet. Insbesondere Science for Climate Action, die World Health Organization und die World Bank führten mehrere Veranstaltungen durch, bei denen ich weitere Einblicke in die Forschung zur Bewertung der menschlichen und sozialen Kosten des fortschreitenden Klimawandels erhielt. Glücklicherweise wurden einige der Veranstaltungen aufgezeichnet (z.B. der Pavillon der Worldbank), so dass ich mir einige der Sitzungen, die ich verpasst hatte, zu einem späteren Zeitpunkt ansehen konnte.

Plenum der Völker auf der COP29. © Risto Conte Keivabu

Annalena Baerbock, Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland, spricht auf einer Pressekonferenz. © Risto Conte Keivabu
Abgesehen von den wissenschaftlichen Inhalten war es faszinierend, die Dynamik der COP-Konferenz aus erster Hand zu erleben. Das Ereignis in den Nachrichten zu verfolgen, gibt zwar einen Einblick, doch es ist schwierig, das ganze Ausmaß der Ereignisse zu erfassen. Die persönliche Teilnahme an der Konferenz bot eine einzigartige Perspektive, aber es blieb schwierig, die wichtigsten Entwicklungen zu erfassen, da viele wichtige Sitzungen hinter verschlossenen Türen stattfanden. In den Plenardiskussionen konnte ich jedoch mehr über die Standpunkte der Delegierten aus den verschiedenen Ländern zu den ersten Entwürfen der auf der COP29 getroffenen Vereinbarungen erfahren. Außerdem konnte ich bei einem Rundgang durch die verschiedenen Bereiche der blauen Zone mehreren Demonstrationen von Aktivist*innen beiwohnen und so ihre Unzufriedenheit mit den ersten Vertragsentwürfen und die Agenda, die sie bei den Delegierten durchsetzen wollten, besser verstehen. Es war zum Beispiel sehr interessant, die aktive Teilnahme indigener Gemeinschaften an einigen dieser Plattformen zu beobachten, die Pressekonferenzen abhielten, um Unterstützung für den Schutz ihrer Territorien zu sammeln. Auch die Aufstockung des Fonds für Verluste und Schäden von den bestehenden 100 Milliarden Dollar auf eine höhere Summe wurde heftig diskutiert. Die meisten Aktivisten forderten etwa 1,3 Billionen Dollar. Es wurde nur ein Kompromiss von 300 Milliarden Dollar erreicht, eine sehr geringe Summe für ein so wichtiges Paket. Eine Ende, das viele unzufrieden zurückließ (mehr hier).

Aktivisten protestieren und fordern eine Aufstockung des Fonds für Verluste und Schäden. © Risto Conte Keivabu

Aktivisten protestieren und fordern eine Aufstockung des Fonds für Verluste und Schäden. © Risto Conte Keivabu
In den vergangenen Jahren wurde viel über den Wert von Konferenzen wie der COP diskutiert. Obwohl diese Veranstaltungen manchmal von Ländern ausgerichtet werden, die ein starkes wirtschaftliches und politisches Interesse an der Beibehaltung des Status quo bei Treibhausgasemissionen und der Nutzung fossiler Brennstoffe haben, bieten sie auch eine wichtige Plattform für den globalen Dialog über den Klimawandel. Die Ergebnisse dieser Konferenzen - wie die der Konferenz 2024 - entsprechen nicht immer den Erwartungen der Zivilgesellschaft oder den ehrgeizigen Maßnahmen, die Wissenschaftler*innen zur wirksamen Bekämpfung des Klimawandels fordern. Dennoch bleibt die COP einer der wenigen internationalen Treffpunkte, an dem verschiedene Interessengruppen zusammenkommen, um Klimafragen zu diskutieren, und bietet eine wichtige Gelegenheit, die globale Klimaschutzagenda voranzubringen. Deshalb finde ich es wichtig, andiesem Konferenzen teilzunehmen und werde auch an zukünftigen Konferenzen teilnehmen. Ich empfehle die Teilnahme jeder Person, die mehr über die aktuellen Debatten zum Klimawandel erfahren möchte.