21. August 2020 | Pressemitteilung

Ältere in den USA: Risiko für Demenz steigt seit Jahren – statt zu sinken

Wer öfter den selben Demenz-Test macht, sammelt Erfahrung und wird besser. Das kann das Testergebnis verfälschen. © iStockphoto.com/Motortion

In den vergangenen rund 20 Jahren erhöhte sich das Risiko für US-amerikanische Männer und Frauen an kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz zu leiden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von MPIDR-Forschenden und KollegInnen, die Lerneffekte bei Wiederholung desselben Demenztests berücksichtigt.

Die Bürde ist wohl größer, als lange Zeit angenommen: Seit Jahren gehen die meisten Studien, die Umfragedaten verwenden, davon aus, dass das Risiko an einer kognitiven Beeinträchtigung zu leiden in Ländern mit hohem Einkommen sinkt. Häufig verwenden sie Längsschnittstudien, in denen dieselben Personen denselben Test immer wieder absolvieren. Dies führt zu Lerneffekten, die, wenn sie nicht berücksichtigt werden, die Testergebnisse verzerren können.

Aus diesem Grund analysierte Mikko Myrskylä, Joanna Hale, Jutta Gampe, Neil Mehta und Daniel Schneider die Prävalenz kognitiver Beeinträchtigung in den Vereinigten Staaten von 1996 bis 2014 und berücksichtigte Testerfahrung und selektive Mortalität.

„Ergebnisse, die auf Modellen beruhen, die Testerfahrungen nicht berücksichtigen, deuten darauf hin, dass das Risiko an einer kognitiven Beeinträchtigung und Demenz zu leiden über den Studienzeitraum abnimmt. Als wir für Testerfahrung in unserem Modell kontrollierten, kehrte sich der Trend allerdings um,“ sagt Mikko Myrskylä, Direktor am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock.

Relative Chance und 95-Prozent-Konfidenzintervalle aus logistischen Regressionsmodellen berechnet im Zeitverlauf für Demenz. Modell 1 ist das Basismodell, Modell 2 berücksichtigt zusätzlich die Anzahl der absolvierten Tests. © MPIDR

Grafik herunterladen (PNG-Datei, 331 kB)

In ihren Modellen stieg die Prävalenz kognitiver Beeinträchtigung sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Besonders stark war der Anstieg bei Latinas, den am wenigsten Gebildeten und bei Menschen über 85 Jahren. Ein Teil des Anstiegs könnte darauf zurückzuführen sein, dass Menschen länger mit Demenz leben.

Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift Epidemiology veröffentlicht wurde, verwendeten die Forschenden Daten von mehr als 32.000 Teilnehmern aus der Health and Retirement Study (HRS). Dabei handelt es sich um eine landesweit repräsentative, alle zwei Jahre stattfindende Panel-Umfrage unter US-Bürgern ab 50 Jahren und ihren Ehepartnern. Sie enthält unter anderem eine Version des Telefoninterviews zum kognitiven Status (TICS-M), die speziell so modifiziert wurde, dass sie schwindende kognitive Fähigkeiten erkennt. 

Für zusätzliche Informationen, schauen Sie gerne das Video.

Originalpublikation

Hale, J., Schneider, D., Gampe, J., Mehta, N., Myrsyklä, M.: Trends in the Risk of Cognitive Impairment in the United States, 1996–2014, Epidemiology (2020) DOI: 10.1097/EDE.0000000000001219

Kontakt

Leiterin des Arbeitsbereichs Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen

Silvia Leek

E-Mail

+49 381 2081-143

Redakteurin Wissenschaftskommunikation

Silke Schulz

E-Mail

+49 381 2081-153

Autor der Studie

Geschäftsführender Direktor

Mikko Myrskylä

E-Mail

+49 381 2081-118

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.