16. Juni 2021 | Pressemitteilung

Afrikanische Länder südlich der Sahara: Wiederverheiratete Frauen haben weniger Kinder

Die einzige Ausnahme ist das westafrikanische Land Sierra Leone. Dort haben wiederverheiratete Frauen im Durchschnitt mehr Kinder als Frauen, die in erste Ehe verheiratet sind. © iStockphoto.com/Tiago_Fernandez

Wiederverheiratete Frauen in den meisten von 34 untersuchten afrikanischen Länder südlich der Sahara haben am Ende ihrer reproduktiven Phase weniger Kinder als Frauen, die in erster Ehe verheiratet sind. Das fanden MPIDR-Forscher Ben Malinga John und sein Kollege in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie heraus.

Wiederverheiratung ist im Durchschnitt mit einer geringeren Zahl Kindern pro Frau verbunden. In 29 von 34 untersuchten afrikanischen Ländern südlich der Sahara haben Frauen, die mehrfach in ihrem Leben geheiratet haben, am Ende ihrer reproduktiven Phase deutlich weniger Kinder als Frauen, die zu diesem Zeitpunkt in erster Ehe lebten; und das, obwohl sie in jüngeren Jahren, verglichen mit ihren Altersgenossinnen in erster Ehe, sogar mehr oder ähnliche viele Kinder hatten.  

Zu diesem Ergebnis kommen Ben Malinga John, Doktorand am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, und Vissého Adjiwanou von der Université du Québec in Montréal, in ihrer in der Fachzeitschrift Population Studies veröffentlichten Studie. Sie verwendeten Angaben zur Kinderzahl von Frauen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren, die im Rahmen des Demographic Health Survey zwischen 1986 und 2019 erhoben wurden, und verglichen die Kinderzahl von wiederverheirateten Frauen mit der von Frauen in erste Ehe.

Die einzige Ausnahme in der Untersuchung war das westafrikanische Land Sierra Leone. „Dort ist es anders. Wiederverheiratete Frauen haben während der gesamten reproduktiven Lebensphase eine signifikant höhere Kinderzahl als Frauen in erster Ehe“, sagt Ben Malinga John.

Geringere Effekte dominieren in Ländern mit geringerer durchschnittlicher Kinderzahl

Insgesamt jedoch bekommen wiederverheiratete Frauen vor allem zwischen 20 und 35 Jahren weniger Kinder als Frauen in erster Ehe. Dieser Unterschied lässt sich nicht allein dadurch erklärt, dass Wiederverheiratete Frauen nach einer Scheidung vorerst weniger oder keinen Geschlechtsverkehr mehr haben. Es scheinen noch andere Faktoren eine Rolle zu spielen, etwa dass wiederverheiratete Frauen in der neuen Ehe das Kinderkriegen erst einmal aufschieben.

Die Auswirkungen der Wiederverheiratung auf dir durchschnittliche Kinderzahl pro Frau sind in den vergangenen Jahrzehnten jedoch geringer geworden, da die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in den meisten der analysierten Länder in den vergangenen 35 Jahren insgesamt zurückgegangen ist. Denn die Effekte sind geringer, in Ländern, in denen Frauen im Durchschnitt weniger Kinder haben. In diesen Ländern werden Trendänderungen in der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau durch einen schnelleren Rückgang der Kinderzahl bei Frauen in erster Ehe bestimmt. Die Durchschnittskinderzahl bei wiederverheirateten Frauen nimmt dagegen nur langsam ab. 

Eine erneute Heirat nach einer Scheidung ist in den meisten afrikanischen Ländern südlich der Sahara durchaus üblich. So enden in einigen Ländern mehr als die Hälfte der ersten Ehen innerhalb der ersten 20 Jahre mit einer Scheidung. „Mit unserer Studie schließen wir eine Forschungslücke und fügen gleichzeitig zwei Dimensionen hinzu, um die Beziehung zwischen Wiederverheiratung und durchschnittliche Kinderzahl pro Frau zu untersuchen - das Alter der Frauen und die Entwicklung über den Zeitverlauf", sagt Ben Malinga John.

Original Publication

John, B., Adjiwanou, V.: Fertility decline in sub-Saharan Africa: Does remarriage matter? Population Studies (2021). DOI: 10.1080/00324728.2021.1933148

Autor*innen und Institutionen

Ben Malinga John, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock; University of Malawi

Vissého Adjiwanou, Université du Québec à Montréal; Université de Montréal

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MPIDR-Autor der Studie

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.