15. Mai 2020 | Pressemitteilung

Finninnen bekommen später und weniger Kinder

Gar kein Kind oder nur ein Kind zu haben, das wird wohl wesentlich häufiger werden in Finnland. © iStockphoto.com/Lev Karavanov

In den meisten nordischen Ländern sinkt die Zahl der Kinder pro Frau seit einigen Jahren. Besonders stark ist dieser Trend in Finnland. Wie genau sich dort das Kinderkriegen verändert, untersuchten Julia Hellstrand und Mikko Myrskylä.

Sogar ein familienfreundliches Land wie Finnland erlebt seit 2010 einen deutlichen Geburtenrückgang. Die Fertilitätsrate ist dort 2018 auf ein Allzeittief von nur noch 1,41 Kinder pro Frau gesunken. Bevor der Rückgang 2010 einsetzte, lag die durchschnittliche Zahl von Kindern pro Frau Jahrzehnte lang knapp unter 2. Woran das liegt haben Julia Hellstrand, Jessica Nisén und Mikko Myrskylä, Wissenschaftler*innen am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, mit Daten der Human Fertility Database (HFD) genauer untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie im Fachjournal Population Studies.

© MPIDR

Die Forscher*innen stellen fest, dass immer weniger Frauen in ihren 20ern Kinder bekommen. In der Altersgruppe zwischen 25 und 29 Jahren nahm der Anteil von Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, zwischen 2010 bis 2017 besonders stark ab. Im Moment haben weniger als die Hälfte der Finninnen, die 30 Jahre alt werden, schon Kinder.

Aber auch Frauen über 30 bekommen weniger Kinder, als noch vor einigen Jahren. In der Altersgruppe zwischen 30 und 39 nimmt zum ersten Mal seit den 1970er-Jahren die Anzahl Kinder pro 1000 Frauen ab. Das bedeutet, dass die Fertilitätsrate aktuell nicht nur deshalb sinkt, weil die Finninnen später Kinder bekommen. Es werden insgesamt weniger Kinder geboren.

© MPIDR

Dieser Trend wird wohl auch in Zukunft anhalten. In ihrer Prognose für die Frauenkohorte, die Mitte der 1980er-Jahre geboren wurde, berechnen die Forscher*innen voraus, dass diese Frauen, am Ende ihrer reproduktiven Phase  wohl im Schnitt weniger als 1,75 Kinder anstatt 1,9 Kinder haben werden.

Gründe dafür können vielfältig sein: die Fertilität ist immer auch an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt: Vor allem während der Wirtschaftskrise zwischen 2008 und 2014 sank sie. Doch obwohl die Rezession vorbei ist, geht die Fertilität weiter zurück. Laut Umfragen wünschen sich Finnen und Finninnen immer weniger oder sogar gar keine Kinder. Als Gründe nennen sie, dass sie andere Lebensziele erreichen wollen, nicht in der ökonomischen Lage dazu sind oder kein/e Partner*in haben.

Originalpublikation

Hellstrand, J., Nisén, J., Myrskylä, M.: All-time low period fertility in Finland: Demographic drivers, tempo effects, and cohort implications, Population Studies. (2020) DOI: 10.1080/00324728.2020.1750677

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Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.