25. März 2004 | Pressemitteilung

Hat die Korrelation zwischen der Geburtenrate und der Frauenerwerbsquote innerhalb der OECD-Länder wirklich ihr Vorzeichen geändert?

Als Folge des Geburtenrückganges seit den 60-er Jahren stehen die OECD-Länder an der Schwelle zu enormer Alterung der Bevölkerung. Aus Sicht vieler Demografen und insbesondere von Bevölkerungsökonomen besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Geburtenrückgang und steigender Frauenerwerbstätigkeit, weil Beruf und Familie in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen. Zeigte sich bis Anfang der 80-er Jahre ein negativer Zusammenhang zwischen Geburtenrate und der Frauenerwerbsquote, weisen neue empirische Studien für OECD-Länder jedoch auf das Gegenteil hin: eine positive Korrelation zwischen Geburtenhäufigkeit und Frauenerwerbstätigkeit.

Dr. Tomas Kögel vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock zeigt mit seiner jüngst im "Journal of Population Economics" 17(1) veröffentlichten Studie "Did the association between fertility and female employment within OECD countries really change its sign?", dass dies nicht auf veränderten Wirkungseinflüssen zwischen beiden Größen beruht. Die Abbildung illustriert die empirischen Ergebnisse der Studie. In der Grafik ist die Geburtenrate für Italien und Schweden in den Jahren 1965 und 1995 auf der Y-Achse dargestellt, während die Frauenerwerbsquote für diese Länder und die Jahre 1965 bis 1995 auf der X-Achse dargestellt ist. Zu sehen ist, dass 1965 Schweden als Land mit einer hohen Frauenerwerbsquote von rund 54 Prozent eine geringere Geburtenrate (2,4) hatte als Italien, ein Land mit einer niedrigen Frauenerwerbsquote (34,6 Prozent bzw. 2,7). Im Jahr 1995 war der Zusammenhang umgekehrt. In diesem Jahr hatte Schweden mit einer hohen Frauenerwerbsquote (75,9 Prozent) eine höhere Geburtenrate (1,7) als Italien (1,2), das eine niedrige Frauenerwerbsquote (43,1 Prozent) aufwies.

Im Zeitverlauf ist in beiden Ländern die Frauenerwerbsquote gestiegen und die Geburtenrate gefallen. Somit besteht weiterhin für beide Länder im Zeitverlauf ein negativer Zusammenhang zwischen beiden Größen. Es zeigt sich jedoch, dass im Zeitverlauf ein Anstieg der Frauenerwerbsquote in Schweden mit einem geringeren Geburtenrückgang verbunden war als in Italien. Das Ergebnis deutet damit darauf hin, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Schweden größer war als in Italien.


Abb.: Geburtenraten und Frauenerwerbsquoten für Schweden und Italien

Über das MPIDR

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

Original-Publikation

Kögel, T.: Did the association between fertility and female employment within OECD countries really change its sign? Journal of Population Economics 17(2004)1, 45-65.

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