17. März 2020 | Pressemitteilung
Stagnierende Lebenserwartung in den USA: Opioid-Krise nicht maßgeblich

Herz-Kreislauferkrankungen beeinflussen die Stagnation der Lebenserwartung am meisten. © iStockphoto.com/andriano_cz
Die Lebenserwartung in den USA steigt nicht mehr. Lange wurde die Opioid-Krise mit immer mehr Drogentoter zum Hauptverantwortlichen erklärt. Forscher*innen um Mikko Myrskylä zeigen nun jedoch, dass Herzkreislauferkrankungen als Todesursache einen weitaus größeren Einfluss haben.
Alle zehn Jahre stieg die Lebenserwartung in den USA im vergangenen Jahrhundert um zwei Jahre. Damit ist jetzt Schluss. Seit 2010 verbessert sich die Lebenserwartung nicht mehr. Bislang galt die Opioid-Krise mit einer steigenden Zahl Drogentoter dafür als hauptverantwortlich.
Mikko Myrskylä, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock, Neil Mehta und Leah Abrams von der University of Michigan berechneten nun jedoch, dass die gleichbleibend hohe Zahl der Menschen, die an einer Herz-Kreislauferkrankung sterben, wohl weitaus größeren Einfluss hat. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Wissenschaftsjournal PNAS.
Todesursache Drogentot beeinflusst Lebenserwartung wenig
Die verbleibende Lebenserwartung von 25-jährigen US-Amerikanerinnen und US-Amerikanern wäre zwischen 2010 und 2017 um 1,1 Jahre gestiegen, wenn die Zahl der Herzkreislauftoten weiter so gesunken wäre, wie zwischen 2000 und 2009.
Einen wesentlich kleineren Einfluss auf die Lebenserwartung hat dagegen die gestiegene Zahl Drogentoter. „Wäre die Zahl der Drogentoten nach 2010 konstant geblieben, wäre die Lebenserwartung der Männer nur um 0,4 Jahre, also um knapp 5 Monate gestiegen“, erklärt Mikko Myrskylä. Auf Dauer wird es deshalb nicht ausreichen, die Zahl der Drogentoten zu verringern, um die Lebenserwartung in den USA wieder im gewohnten Tempo steigen zu lassen.

Die Grafik bildet die Ergebnisse einer Simulation ab. Sie untersucht, wie groß der Einfluss der beiden Todesursachen auf die Lebenserwartung ist. Die Simulation beantwortet, wie sich die Lebenserwartung 25-jähriger US-Amerikaner zwischen 2010 und 2017 entwickelt hätte, wenn die Zahl der Drogentoten seitdem konstant geblieben wäre. Und, wie sich die Lebenserwartung entwickelt hätte, wenn die Zahl der Herzkreislauf-Toten weiter so gesunken wäre, wie zwischen 2000 und 2009. (Die Simulation berechnet eine Rest-Lebenserwartung für 25-Jährige, in der Grafik wurden diese 25 Jahre zu einer Gesamtlebenserwartung addiert.) © MPIDR
Originalpublikation
Mehta, N., Abrams, L., Myrskylä, M.: U.S. Life Expectancy Stalls Due to Cardiovascular Disease, not Drug Deaths. PNAS. (2020) DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.1920391117