28. Juli 2021 | Pressemitteilung

Sterberisiko nach Tod des Partners ist für manche Eingewanderte noch höher

Die Studie untersucht zum ersten Mal auf breiter Basis, ob Verwitwung unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit von eingewanderten und vorort-geborenen Personen hat. © Dreamstime.com/Dmytro Zinkevych

Haben Personen mit Einwanderungsgeschichte ein noch höheres Risiko, nach einer Verwitwung zu sterben, als vor Ort geborene Personen? Diese Frage beantwortet ein internationales Team mit MPIDR-Forschenden in einer aktuellen Studie.

Durch die Analyse von mehr als zwei Millionen Personen, die in Dänemark geboren wurden und fast 60.000 nach Dänemark eingewanderten Personen fand ein internationales Team mit Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock heraus, dass das erhöhte Sterberisiko nach einer Verwitwung für eingewanderte Personen in einigen Fällen sogar noch höher ist, als für Personen, die in Dänemark geboren wurden. Ihre Studie wurde im Journal of Gerontology: Social Science veröffentlicht.

„Minderheiten sind wohl besonders anfällig für die Folgen stressiger Lebensereignisse“

Die Studie umfasst Daten für den Zeitraum von 1980 bis 2014 von verheirateten, in Dänemark geborenen Personen und verheirateten, eingewanderten Personen im Alter von über 50 Jahren aus zehn verschiedenen Ländern. Sie untersucht zum ersten Mal auf breiter Basis, ob Verwitwung unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit von eingewanderten und vorort-geborenen Personen hat. Die Ergebnisse stützen zum Teil die Hypothese der Autor*innen, dass Witwenschaft aufgrund sozialer Ausgrenzung und Vor-Erkrankungen von eingewanderten Personen einen noch höheren Tribut fordert als bei vorort-geborenen Personen.

„Unsere Ergebnisse ergänzen den Forschungsstand, der darauf hinweist, dass Minderheiten und benachteiligte Gruppen besonders anfällig für die Folgen stressiger Lebensereignisse sind“, sagt Erstautorin Jennifer Caputo, Wissenschaftlerin an der Universität Chicago und ehemalige MPIDR-Forscherin.

Sterberisiko eingewanderter Personen variiert je nach Herkunftsland

Die meisten Menschen, die nach Dänemark eingewandert sind, kamen im untersuchten Zeitraum aus Deutschland, gefolgt von Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Schweden und Norwegen. Menschen aus der Türkei, Vietnam und dem ehemaligen Jugoslawien waren im Vergleich zu anderen eingewanderten Personen tendenziell sozio-ökonomisch benachteiligt. Zudem waren diese Personen mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Person aus demselben Herkunftsland verheiratet.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Effekte auf das Sterberisiko nach der Verwitwung je nach Herkunftsland variieren. Türkischstämmige Frauen haben ein besonders hohes Risiko, bald nach ihrem Ehepartner zu sterben. „Wir konnten anhand dieser Daten nicht genau feststellen, warum einige Gruppen eingewanderter Personen ein höheres Risiko haben, nach einer Verwitwung zu sterben als andere“, sagt MPIDR-Forscherin Anna Oksuzyan. „Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Unterschiede im kulturellen Hintergrund sowie im Zugang zu sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen eine Rolle spielen.“

Originalpublikation

Caputo, J., Li, P., Kühn, M., Brønnum-Hansen, H., Oksuzyan, A.: Immigration Background and the Widowhood Effect on Mortality. Journal of Gerontology (2021). DOI: 10.1093/geronb/gbab090

Autor*innen and Institutionen

Jennifer Caputo, University of Chicago

Peng Li, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

Mine Kühn, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

Henrik Brønnum-Hansen, University of Copenhagen

Anna Oksuzyan, Max Planck Institute for Demographic Research, Rostock

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.