Arbeitsbereich

Bevölkerung und Gesundheit

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Forschungsfeld

Gesundheitserwartungen und die Dynamik gesundheitlicher Einschränkungen

Die Lebenserwartung ist in vielen Ländern nahezu linear gestiegen und es stellt sich eine politische Kernfrage: Werden die gewonnenen Lebensjahre in guter oder schlechter Gesundheit verbracht? Berechnungen, ob und wieviel dieser Lebenserwartung gesunde oder ungesunde Lebensjahre sind, stellen wichtige Ergänzungen zu Schätzungen der Gesamtlebenserwartung und liefern Einblicke in die Belastungen, die insgesamt durch Krankheit, gesundheitliche Einschränkungen und Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen in demografisch alternden Bevölkerungsgruppen entstehen. Wir möchten die Entwicklungstrends der Lebenserwartung in guter und schlechter Gesundheit sowie die Anzahl der Jahre, die in dem jeweiligem Gesundheitszustand verbracht werden, dokumentieren und vorausberechnen; wir untersuchen, ob die Verbesserungen der Gesundheit und der Zuwachs an Lebenszeit gleichmäßig auf die verschiedenen soziodemografischen Gruppen verteilt sind; und wir möchten verstehen, welche Faktoren für die Entwicklungstendenzen sowie Unterschiede in der Lebenserwartung in guter und schlechter Gesundheit innerhalb und zwischen Bevölkerungen maßgeblich verantwortlich sind. Ferner entwickeln wir methodische Ansätze, mit denen wir anstatt der Lebenszeit, die insgesamt in einem guten oder schlechten Gesundheitszustand verbracht wird, auch die Entwicklung von gesundheitlichen Einschränkungen analysieren können.

Um zu verstehen, welche Faktoren für die Muster der Gesundheit und der gesundheitlichen Einschränkungen ursächlich sind, analysieren wir den unabhängigen und wechselseitigen Einfluss von Verhaltensweisen, strukturellen Rahmenbedingungen und soziodemografischen Faktoren. In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen kommt es zu einer erheblichen Verlagerung in der Verteilung gesundheitsriskanten Verhaltens, denn das Rauchen von Zigaretten – bisher das vorherrschende gesundheitsschädigende Verhalten – wird von Adipositas und anderen gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen überholt. Wir möchten insbesondere die Auswirkungen dieser Verlagerung im Gesundheitsverhalten von Bevölkerungen auf die Gesundheitserwartung und die dynamische Entwicklung von gesundheitlichen Einschränkungen besser verstehen. Ferner untersuchen wir, inwieweit sich sozioökonomische Unterschiede in der Morbidität und Mortalität durch Unterschiede im Gesundheitsverhalten erklären lassen. Wir analysieren die Gesundheit anhand von mehrdimensionalen Maßzahlen; diese berücksichtigen unter anderem Informationen zu physischen und kognitiven Funktionen, medizinisch diagnostizierten Befunden und zur Einnahme von Medikamenten.

Unsere Forschung erstreckt sich auf verschiedene Länder mit niedrigen, mittleren und hohen Einkommen, viele institutionelle Kontexte, mehrere Geburtskohorten und verschiedene Zeitperioden. Mit dieser Herangehensweise können wir Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Veränderungen in der Gesundheit einer Bevölkerung nicht nur mit individuellen Merkmalen, sondern auch mit dem politischen und dem breiteren sozioepidemiologischen Umfeld miteinander zusammenhängen. Wir verwenden Regressionstechniken und Dekompositionsmethoden, um Unterschiede in der dynamischen Entwicklung von gesundheitlichen Einschränkungen in verschiedenen Kontexten zu untersuchen; diese Unterschiede sind durch Faktoren definiert, welche die Gesundheit im gesamten Lebensverlauf beeinflussen, wie etwa Lebensverhältnisse, wirtschaftlicher Entwicklungsstand und Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Die Forschungsarbeiten in diesem Forschungsfeld sind von hoher Relevanz für die Politik: Wir dokumentieren die aktuellen Belastungen, die durch gesundheitliche Einschränkungen entstehen; untersuchen, welche individuellen und kontextabhängige Faktoren einen Einfluss auf die Gesundheit und die gesundheitlichen Einschränkungen haben; und stellen Prognosen zu den künftigen Belastungen durch körperliche Einschränkungen. Basierend auf diesen Arbeiten möchten wir ein besseres Verständnis entwickeln, welche Faktoren einen Einfluss darauf haben, inwieweit Menschen ihren Lebensverlauf in Gesundheit verbringen oder eben nicht; wie die Anzahl der Jahre erhöht werden kann, die in guter statt schlechter Gesundheit verbracht wird; und wie gesundheitliche Ungleichheiten in Bevölkerungen abgebaut sowie Kosten für soziale Sicherungssysteme reduziert werden können.

Schlagworte:

Alterung, Sterblichkeit und Langlebigkeit, Gesundheitsversorgung, Public Health, Medizin und Epidemiologie, Kultur

Projekte dieses Forschungsfelds

Verhaltensbedingte Determinanten der Gesundheit und Mortalität Details
Kognitive Funktionen in Ländern mit mittleren und hohen Einkommen Details
Entstehung und Verlauf von gesundheitlichen Einschränkungen bei älteren Erwachsenen Details
Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock ist eines der international führenden Zentren für Bevölkerungswissenschaft. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.